Aktualisierte Handlungsempfehlungen zum Rheumamanagement während der SARS-CoV-2-Pandemie

Rheumapatienten mit medikamentös gut kontrollierter Grunderkrankung gehören nach bisherigem Wissen offenbar nicht zu den durch COVID-19 besonders gefährdeten Gruppen. „Dagegen muss eine schlecht kontrollierte, in einem aktiven Schub befindliche rheumatische Erkrankung durchaus als Risikofaktor für einen ungünstigen COVID-19-Verlauf gelten“, so Prof. Dr. Hendrik Schulze-Koops aus München in einer Pressemitteilung der DGRh zu den aktualisierten Empfehlungen der Fachgesellschaft zum Rheumamanagement während der SARS-CoV-2-Pandemie.

Schulze-Koops und seine Kollegen haben für das Update die bisher verfügbaren Studien und Fallberichte über SARS-CoV-2-Infektionen bei Menschen mit Rheuma zusammengetragen und ausgewertet. Danach besteht für diese Patienten allgemein weder ein erkennbar erhöhtes Risiko, an COVID-19 zu erkranken, noch dafür, einen besonders schweren Verlauf der Erkrankung zu erleiden. Auch die Einnahme immunsupprimierender Medikamente scheint – mit wenigen Ausnahmen –kein wesentlicher Risikofaktor zu sein. Die Daten weisen aber auch darauf hin, dass Krankheitsschübe gerade während der Coronapandemie möglichst vermieden werden sollten.

Regelmäßige Arzt- und Kontrolltermine sollten unbedingt wahrgenommen und eine effektive antirheumatische Therapie sollte unverändert weitergeführt werden, betonen die DGRh-Experten. Auch notwendige therapeutische Anpassungen sollten wie unter nicht pandemischen Bedingungen vorgenommen werden, um das Risiko von Rheumaschüben zu verringern. Lediglich bei Rheumapatienten mit einer symptomatischen SARS-CoV-2-Infektion sollte die antirheumatische Therapie pausiert und die Gabe von Glukokortikoiden – wenn möglich – auf weniger als 10 mg pro Tag reduziert werden. „Auch bei Neubeginn einer Therapie sollte derzeit möglichst auf hohe Glukokortikoidgaben verzichtet werden“, erläutert Schulze-Koops – diese könnten offenbar den Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion ungünstig beeinflussen. Empfohlen wird außerdem, den Einsatz von Rituximab bei nicht lebensbedrohlichen Manifestationen, insbesondere unkomplizierter RA, sowie bei Patienten mit anhaltenden Remissionen und persistierender B-Zell-Depletion und/oder Hypergammaglobulinämie eventuell hinauszuzögern. Bevorzugt werden sollten generell Therapieprotokolle mit kurzwirksamen Substanzen.

Rituximab ist auch der einzige Wirkstoff, bei dem besondere Vorkehrungen bei einer Impfung gegen SARS-CoV-2 empfohlen werden: „Die Impfung sollte frühestens vier, besser sechs Monate nach einer letzten Gabe von RTX erfolgen“, so Professor Dr. Christof Specker aus Essen. Vorher verabreichte Impfungen zeigten eine stark abgeschwächte Wirkung, führten aber nicht zu einer erhöhten Rate unerwünschter Effekte. Vier Wochen nach einer COVID-19-Impfung könne die Behandlung mit Rituximab fortgesetzt werden.

Allgemein ist über die Wirksamkeit und Sicherheit der bislang zugelassenen SARS-CoV-2-Impfstoffe bei Patienten unter immunsuppressiver Therapie wenig bekannt. Erste Daten des Universitätsklinikums Kiel von 26 Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen sind positiv. Die Patienten waren im Durchschnitt 50,5 Jahre alt und wurden mit den mRNA-Vakzinen von Biontech oder Moderna geimpft. Die Impfungen waren sicher und immunogen. Allerdings waren die SARS-CoV-2-Antikörpertiter, beurteilt sieben Tage nach der Zweitimpfung, geringer als bei 42 gesunden Kontrollpersonen (Durchschnittsalter 37,5 Jahre). „Es ist möglich, dass immunsupprimierte Patienten auch nach zwei Impfungen keinen ausreichend hohen Spiegel wirksamer Antikörper aufbauen“, so Specker. Dann könne eine dritte Impfung notwendig werden. Zurzeit sei es aber keinesfalls ratsam, eine antirheumatische Therapie auszusetzen, nur um die Effizienz der Impfung zu optimieren. Das Risiko eines Rheumaschubs sei zu hoch.

Quellen

  • Pressemitteilung der DGRh vom 02.03.2021
  • Schulze-Koops H, Krüger K, et al. Updated recommendations of the German Society for Rheumatology for the care of patients with inflammatory rheumatic diseases in times of SARS-CoV-2. Rheumatology 2021, doi.org/10.1093/rheumatology/keab072
  • Geisen UM, Berner DK, Tran F, et al. Immunogenicity and safety of anti-SARS-CoV-2 mRNA vaccines in patients with chronic inflammatory conditions and immunosuppressive therapy in a monocentric cohort. Ann Rheum Dis 2021. doi.org/10.1136/annrheumdis-2021-220272