Bewegung: Funktionstraining bei Rheuma die 1. Wahl

von Silke Jäger, Fachjournalistin Gesundheitswesen (www.silke-jaeger.de)

Rheumapatienten brauchen regelmäßige Bewegungsübungen, um Funktionseinschränkungen der Gelenke vorzubeugen. Doch nicht jede Form von Bewegung ist für sie empfehlenswert. Die Teilnahme an allgemeinen Bewegungs- und Fitnesskursen, zum Beispiel in Fitnessstudios, ist für viele Patienten nicht geeignet. Schnell kommt es zu Überforderungen und vermeidbaren Schmerzen. Ärzte haben deshalb die Möglichkeit, Rheumapatienten ein spezielles Funktionstraining zu verordnen.

Spezielle Bewegungsprogramme vs. allgemeine Bewegung 

Allgemeine Bewegungsprogramme bergen für Rheumapatienten nach Ansicht der Vizepräsidentin der Deutschen Rheuma-Liga, Rotraut Schmale-Grede, Risiken: „Häufig steht bei solchen allgemeinen Ausdauer- und Kräftigungsübungen die sportliche Leistung im Vordergrund. Rheumakranke können aufgrund ihrer Schmerzen und Bewegungseinschränkungen oft nicht mithalten“. Deshalb brechen viele Rheumakranke die Teilnahme vorzeitig ab und sind anschließend aus Angst vor Schmerzen schwerer zu motivieren, spezielle Bewegungsprogramme einzuhalten.

„Dabei können Betroffene viel selbst dafür tun, um ein bestmögliches Leben mit ihrer Erkrankung zu führen“, meint Schmale-Grede. Die Teilnahme an Funktionstrainingsgruppen, in denen die Patienten unter anderem angeleitet werden, Eigenübungen zu Hause korrekt durchzuführen, werden deshalb von der Rheuma-Liga empfohlen. Schmale-Grede weist darauf hin, dass Ärzte ihren Rheumapatienten ein spezielles Funktionstraining verordnen können.

Funktionstraining verordnen 

Trainingsgruppen für Rheumapatienten sollten nach der Rahmenvereinbarung für Rehabilitationssport und Funktionstraining bestimmte Qualitätsstandards erfüllen. Funktionstraining ist demnach eine ergänzende Leistung zur Rehabilitation. Sie wird vom Arzt verordnet und muss durch den zuständigen Träger der Rehabilitation genehmigt werden. Die Verordnung erfolgt auf dem Verordnungsvordruck Muster 56.

Praxishinweis: Es muss zwischen Rehabilitationssport und Funktionstraining unterschieden werden. Funktionstraining wird nicht auf die Richtgrößen bei der Heilmittelverordnung angerechnet.

Inhalte des Funkionstrainings 

Funktionstraining wird in Gruppen bis zu 15 Teilnehmern durchgeführt. Die Trainingsgruppen werden von Physio- oder Ergotherapeuten mit spezieller Zusatzausbildung geleitet, die auf die Bedürfnisse und individuellen Einschränkungen der Rheumapatienten Rücksicht nehmen. Sie sind in der Lage, alternative Bewegungsübungen anzubieten, falls Patienten aufgrund von starken Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen Schwierigkeiten mit einer Übung haben. Weiterhin stellen sie individuelle Heimübungsprogramme zusammen, leiten die korrekte Durchführung an und kontrollieren regelmäßig, ob die Übungen richtig gemacht werden. Somit unterstützen sie die Patienten dabei, gezielte Übungen in den Alltag zu integrieren.

Funktionstraining besteht nicht nur aus bewegungstherapeutischen Übungen, auch Gelenkschutzmaßnahmen, die Einübung von technischen Hilfen und der gelenkgerechte Umgang mit Gebrauchsgegenständen des täglichen Lebens sind Bestandteil des Trainings, das in der Regel ein- oder zweimal wöchentlich stattfindet.

Ziele des Funktionstrainings 

Das durch geschulte Ergo- und Physiotherapeuten angebotene Funktionstraining hat mehrere Ziele:

  • Erhalt und die Verbesserung von Gelenkfunktionen
  • Hinauszögern von Funktionsverlusten der Muskeln und Gelenke
  • Schmerzlinderung
  • Bewegungsverbesserung
  • Hilfe zur Selbsthilfe

Formen des Funktionstrainings 

Funktionstraining wird in zwei Formen angeboten: als Warmwassergymnastik und als Trockengymnastik. Der Arzt entscheidet mit der Verordnung, an welcher Form die Rheumapatienten teilnehmen sollen. „Vielen Betroffenen fällt Bewegung im warmen Wasser dank des Auftriebs zwar leichter“, weiß Rotraut Schmale-Grede. Es gibt jedoch auch Argumente für die Trockengymnastik, zum Beispiel, wenn kein geeignetes Bewegungsbad in der Nähe ist: Die Übungen können effektiver sein, besser korrigiert werden und sie lassen sich leichter in ein Heimübungsprogramm aufnehmen.