COVID-19: Prognose für ERE-Patienten offenbar doch schlechter als für Infizierte aus der Allgemeinbevölkerung

Eine entzündlich-rheumatische Erkrankung (ERE) wurde generell bis jetzt nicht als Risikofaktor für einen ungünstigen Verlauf einer COVID-19-Erkrankung angesehen. Laut aktuellen Kohortenstudien aus Spanien, Frankreich und Schweden, die auf dem eEULAR-Kongress 2021 vorgestellt wurden, haben ERE-Patienten mit SARS-CoV-2-Infektionen aber eine schlechtere Prognose als Infizierte aus der Allgemeinbevölkerung. Weitere Faktoren könnten die generelle Krankheitsaktivität, Komorbiditäten und ungünstige sozioökonomische Bedingungen sein. Neben hochdosierten Glukokortikoiden wurden auch Rituximab und Januskinase-Inhibitoren (JAKi) mit einem schwereren COVID-19-Verlauf assoziiert.

Studienergebnisse zum Krankheitsverlauf einer COVID-19-Infektion

In die spanische Kohortenstudie wurden mehr als 5,5 Mio. Personen eingeschlossen, darunter 16.344 Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA). Sie waren im Median 63 Jahre alt und zu über 70 % weiblich. Ausgewertet wurden Daten zu COVID-19-Erkrankungen im Zeitraum vom 01.03.2020 bis zum 06.05.2020. RA-Patienten hatten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung

  • ein relativ um 14 % erhöhtes Risiko für eine COVID-19-Diagnose,
  • ein um 66 % erhöhtes Risiko für eine Hospitalisierung aufgrund einer COVID-19-Erkrankung, aber
  • kein höheres Mortalitätsrisiko.

In der schwedischen Registerstudie wurden Daten von rund 110.500 ERE-Patienten (mit RA, Psoriasis-Arthritis oder Spondylarthritis) mit mehr als 484.277 Personen aus der Allgemeinbevölkerung verglichen. ERE-Patienten hatten bei den untersuchten COVID-19-Endpunkten, Behandlung auf der Intensivstation und Mortalität, ein erhöhtes Risiko. Bei der nicht adjustierten Analyse lagen die Risikoerhöhungen zwischen 60 % und 200 %. Nach Berücksichtigung von Komorbiditäten und sozioökonomischen Faktoren verringerten sich die relativen Risikoerhöhungen auf das rund 1,2-Fache. Von März bis September 2020

  • wurden 0,3 % der 110.500 ERE-Patienten (ca. 330 Personen) mit COVID-19 hospitalisiert,
  • wurde jeder zehnte davon (0,03 %; d. h. 33 Personen) auf der Intensivstation behandelt,
  • verstarben 0,07 % der Patienten (77 Personen) an COVID-19.

Einfluss von Immunmodulatoren auf eine COVID-19-Erkrankung

Neuigkeiten gab es beim eEULAR 2021 auch zu möglichen Einflüssen einer Therapie mit Immunmodulatoren auf den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung. Vorsicht scheint danach insbesondere beim Einsatz von Rituximab und bei JAK-Inhibitoren geboten zu sein. In einer Untersuchung wurde der COVID-19-Verlauf bei 1.673 RA-Patienten untersucht, die mit biologischen oder gezielt wirkenden DMARDs behandelt wurden.

Eingesetzte DMARDs

  • Abatacept (n=174)
  • Rituximab (n=224)
  • Interleukin-6-Hemmer (n=180)
  • JAK-Inhibitoren (n=306)
  • TNF-alpha-Inhibitoren (TNFi, n=809)
 

60 % der Patienten erhielten begleitend konventionelle DMARDs, mehr als ein Viertel Glukokortikoide, wobei jeder Fünfte eine moderate bis hohe Krankheitsaktivität hatte.

Bei Beginn der COVID-19-Erkrankung waren die Patienten (80 % Frauen) im Mittel 56,7 Jahre alt, rund ein Drittel (34,3 %) mussten hospitalisiert werden und 6,7 % starben. Besonders gefährdet waren Patienten, die mit Rituximab behandelt wurden. Die Chance für einen schweren COVID-19-Verlauf war bei ihnen fast 4-fach höher als bei Patienten unter TNF-alpha-Inhibitoren (TNFi). Während unter Rituximab 18,8 % der Patienten vestarben, waren es unter TNFi nur 3,3 %. Der Einsatz von JAKi war mit einem 1,5-fach erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf verbunden. Keine Risikoerhöhungen im Vergleich zu TNFi zeigten sich bei Patienten unter Abatacept und Interleukin-6-Hemmern.

Französische Studie: Hinweise auf erhöhte Mortalität unter Rituximab

Hinweise für ein erhöhtes Mortalitätsrisiko von ERE-Patienten unter Rituximab liefert auch eine französische Studie. Untersucht wurden 1.090 Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion, von denen 13 % eine schwere COVID-19-Erkrankung entwickelten und 8 % starben. Die Mortalitätsrate war in der Rituximab-Gruppe deutlich höher als bei Patienten, die mit anderen Antirheumatika behandelt worden waren (21 % vs. 7 %). Allerdings war in der adjustierten Risikoanalyse die Mortalitätsrate nicht mehr signifikant erhöht.

Quellen

  • Vivekanantham A, et al. Rheumatoid arthritis and the risk of COVID-19 diagnosis, hospitalisation and death: a population-based multi-state cohort analysis including 5,586,565 people in Catalonia, Spain. EULAR 2021, Poster POS0053.
  • Bower H, et al. Impact of the COVID-19 pandemic on morbidity and mortality among Swedish patients with inflammatory joint diseases versus the general population. EULAR 2021, Poster POS1169.
  • Sparks J, et al. Associations of baseline use of biologic or targeted synthetic DMARDs with COVID-19 severity in rheumatoid arthritis: Results from the COVID-19 Global Rheumatology Alliance. EULAR 2021, Abstract OP0006.