Diagnose der seltenen Vaskulitiden bei Kindern bleibt eine Herausforderung

Mehr als 50 Jahre nach der Erstbeschreibung des Kawasaki-Syndroms (KD) durch den japanischen Pädiater Dr. Tomisaku Kawasaki widmet das „International Journal of Rheumatic Diseases“ die Januar-Ausgabe 2018 vollständig den seltenen systemischen Vaskulitiden (1). Die Diagnose der Erkrankung, die in der Regel im Kindesalter beginnt und deren Häufigkeit derzeit vor allem in einigen Entwicklungsländern zunimmt, bleibt eine Herausforderung. Es gibt nach wie vor keinen Labortest zum sicheren Nachweis der Erkrankung.

Der vierjährige Junge – der im Januar 1961 erkrankt war und heute als erster KD-Fall gilt – erholte sich damals spontan von der Erkrankung und wurde letztlich mit „Diagnose unbekannt“ aus der Kinderklinik entlassen, berichtet Kawasaki im Editorial des Journals. „Ich hatte aber damals schon keine Zweifel, dass die Konstellation der beobachteten Symptome zur Entdeckung eines neuen Syndroms führen würde“, so der Pädiater aus Tokio. Ein Jahr später beobachtete Kawasaki bei einem einjährigen Jungen ähnliche Symptome. Bereits im Jahr 1967 veröffentlichte er eine Fallserie zu 50 Kindern mit einer neuen Erkrankung, die er als „mukokutanes Lymphknotensyndrom“ beschrieb.

Die später als Kawasaki-Syndrom bezeichnete Erkrankung, die inzwischen bei Patienten in mehr als 60 Ländern weltweit beschrieben worden ist, gibt auch heute noch einige Rätsel auf. Am häufigsten ist KD in Japan mit einer jährlichen Inzidenz von fast 300 pro 100.000 bei Kindern unter vier Jahren. Die Gründe für die Häufung in diesem Land ist unklar. KD ist die häufigste Vaskulitis im Kindesalter und in einigen asiatischen Ländern (z. B. Japan, Korea, Taiwan), Europa, Nordamerika und Australien die häufigste Ursache für eine erworbene Herzanomalie bei Kindern. Die Häufigkeit der Erkrankung steigt derzeit vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern, z. B. in China und Indien. Sorgen bereiten die häufigen Fehldiagnosen. Bei 20 bis 25 Prozent der Betroffenen, wird geschätzt, bleibt die Erkrankung unerkannt und unbehandelt.

Die Ursachen einer KD sind unklar. Zweifellos gibt es eine genetische Komponente – Geschwister von Erkrankten haben ein zehnfach erhöhtes Erkrankungsrisiko, selbst zu erkranken. Diskutiert wird auch eine Infektion als potenzieller Trigger der Erkrankung bei empfänglichen Kindern. Die internationalen Kriterien zur Diagnose einer KD sind nicht einheitlich. Zu den Kardinalkriterien der Erkrankung zählen sowohl in den japanischen als auch US-amerikanischen Leitlinien Veränderungen an Extremitäten (z. B. Erytheme an Handflächen und Fußsohlen), an Lippen und Mundschleimhaut sowie beidseitige Konjunktivitis und zervikale Lymphadenopathie. Fieber über mehr als fünf Tage wird nur in der Leitlinie der American Heart Association (AHA) als essenzielles Diagnosekriterium genannt. Bei einigen Kindern gibt es auch atypische Formen einer KD, die die Diagnose erschweren, wird im Diagnostikteil zur Erkrankung betont (2).

Laut der kürzlich aktualisierten AHA-Leitlinie aus dem Jahr 2017 sollte vor allem bei Kleinkindern und Kindern mit verlängerten Fieberepisoden in Kombination mit unerklärlichen Schockanzeichen, aseptischer Meningitis oder zervikaler Lymphadenitis oder pharyngealen Phlegemen, bei denen Antibiotika nicht wirksam sind, an KD gedacht werden. Kein Laborbiomarker (z. B. Interleukin-6, -17 und -20, TNF-alpha, NT-proBNP) hat sich bisher als aussagekräftiger als die klinischen Kriterien erwiesen. Eine Echokardiographie ist nötig zur Diagnose kardialer Komplikationen der Erkrankung, eignet sich aber nicht zum Ausschluss einer KD. Therapiestandard bei KD-Patienten ist die Gabe intravenöser Immunglobuline (IVIg) zur Entzündungskontrolle. Die Frühdiagnose der Erkrankung ist sehr wichtig, da mit der IVIg-Therapie möglichst innerhalb von 7 bis 10 Tagen nach Ausbruch der Erkrankung begonnen werden sollte. Einige Patienten sprechen jedoch auf diese Behandlung nicht an. Sie haben ein erhöhtes Risiko für Läsionen in den Koronarien. Bei diesen Patienten werden Glukokortikoide als Rescue-Therapie eingesetzt. Auch bei Patienten mit schweren KD-Formen werden Glukokortikoide erprobt. Weitere Studien bei Patienten mit refraktärer KD laufen mit TNF-alpha-Blockern, mit Cyclosporin sowie mit Statinen.

Quellen

  • Special Issue - Kawasaki Disease. International Journal of Rheumatic Disease, January 2018, Volume 21, Issue 1: Pages 1–356
  • Singh S et al., Int J Rheum Dis 2018; 21: 36-44