Effekte physikalischer Therapie bei Rheuma

von Silke Jäger, Fachjournalistin Gesundheitswesen, Marburg, silke-jaeger.de

Auf dem 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie in Frankfurt stellte Prof. Dr. Uwe Lange, Leiter des Bereichs Physikalische Medizin und Osteologie an der Kerkhoff-Klinik Bad Nauheim, neue Daten zu physikalisch-therapeutischen Maßnahmen bei Rheumatikern und Osteoporose-Patienten vor. Prof. Langes Fazit: Diese Therapieformen sind in der Rheumabehandlung unverzichtbar.

Prinzipien der physikalischen Therapie 

Zu den physikalisch-therapeutischen Maßnahmen zählen

  • Bewegungstherapie, Krankengymnastik (KG), Massagen und manuelle Medizin (Prinzip Mechanik),
  • Wärme- und Kältebehandlungen (Prinzip Thermie),
  • Elektrotherapie (Prinzip Elektrik) sowie
  • Infrarot- und Ultraviolettbestrahlungen (Prinzip Elektromagnetik).

Die Maßnahmen dieser konservativen Therapien müssen genauso überwacht und dem Krankheitsgeschehen entsprechend eingesetzt werden wie medikamentöse Therapien.

Effekte bei Spondyloarthritis 

Zytokinvermittelte Krankheitsmechanismen lassen sich durch regelmäßige Physiotherapie positiv beeinflussen. So lautete das Ergebnis einer Pilotstudie, in die 20 Spondyloarthritis-ankylosans-Patienten mit einer Indikation für einen TNF-Blocker eingeschlossen waren (1). Sie erhielten für vier Monate nur die halbe Standarddosis Etanercept und dreimal 45 Minuten pro Woche Physiotherapie. Bei der Hälfte der Patienten verbesserten sich die Beschwerden um 40 Prozent. In der Zulassungsstudie für Etanercept hatte sich erst nach sechs Monaten eine entsprechende Verbesserung bei 42 Prozent der Patienten ergeben. Weiterhin interessant in diesem Zusammenhang: Die Therapiekosten ließen sich durch die Kombination mit Physiotherapie um rund 76.000 Euro senken.

In einer weiteren Studie mit Spondyloarthritis-Patienten im nicht eingesteiften Stadium konnte manuelle Therapie der Brustwirbelsäule Bewegungsmuster, inspiratorische Vitalkapazität und krankheitsspezifische Scores verbessern (2).

Effekte bei Osteoporose 

In einer zweijährigen prospektiven Studie aus dem Jahr 2016 nahm unter einem standardisierten Osteoporosetraining die Knochendichte in der Trainingsgruppe zu, die Marker des Knochenstoffwechsels wurden moduliert, das Sturzrisiko ging zurück und die Schmerzen ebenso (3).

Effekte bei Sklerodermie 

Bei Sklerodermie-Patienten lässt sich eine Mikrostomie medikamentös nicht verhindern. Eine Studie konnte zeigen, dass Patienten mit deutlich reduzierter Mundöffnung von einer biomechanischen Stimulationstherapie (BMS) profitieren (4). Sie wurden über drei Wochen seriell mit BMS zwischen 23 und 28 Hertz behandelt. Dazu wurden die Probanden in zwei Gruppen aufgeteilt:

  • eine Gruppe erhielt pro Woche drei Anwendungen à 20 Minuten,
  • die andere fünf Anwendungen à 30 Minuten.

Die Mundöffnung erweiterte sich in beiden Gruppen signifikant, allerdings in der Gruppe, die fünf Anwendungen pro Woche bekam, stärker. Patienten können BMS selbst anwenden, sodass sich die Therapie in den Alltag integrieren lässt.

Schmerzreduktion durch Radontherapie 

Bei Patienten mit rheumatoider Arthritis und Spondyloarthritis konnte im Rahmen einer Studie eine signifikante Schmerzlinderung erreicht werden, indem die Probanden einer niedrigdosierten Radon-Strahlentherapie in einem Stollen ausgesetzt wurden (5). Mehr als 80 Prozent der Patienten berichteten noch drei Monate nach der Exposition, dass sie weniger Schmerzen hatten und weniger Schmerzmittel brauchten.

Quellen

  • (1) Florian MP et al. Efficacy of Intensive Physiotherapy in Combination with Low-dose Etanercept in Active Spondyloarthritis. J Rheumatol 2014; 41:1897–1898
  • (2) Lange U et al. The Effects of Manual Mobilization on the Mobility of the Thoracic Spine in Patients with Ankylosing Spondylitis. J Musculoskelet Disord Treat 2016; 2:011
  • (3) Dischereit G, Müller-Ladner U, Lange U. Effects of Osteoporosis Specific Standardized Physical Therapy on Functional Capacity, Bone Mineral Density and Bone Metabolism. Phys. Med Rehab Kuror 2016; 26:124–129
  • (4) Berg W et al. Biomechanical Stimulation Therapy - An Efficacious Method for Facial. J Rheum Dis Treat 2016; 2:030
  • (5) Lange U et al.The impact of serial radon hyperthermia exposure in a therapeutic adit on pivotal cytokines of bone metabolism in rheumatoid arthritis and osteoarthritis. Clinical Rheumatology 2016; 35:2783–88