Glukokortikoidtherapie: Risiko schwerer Infekte und Nutzen abzuwägen

US-Daten bei Krankenversicherten mit RA verdeutlichen die steigende Gefahr hospitalisationspflichtiger Infekte bei längerfristigem Einsatz systemischer Kortikosteroide, selbst bei geringen Tagesdosen < 5 mg. Das Risiko stieg mit zunehmenden Dosierungen weiter an.

Retrospektiv ausgewertet wurden die Daten von rd. 220.000 erwachsenen RA-Patienten, die von 2006 bis 2015 bei zwei großen US-Krankenkassen versichert waren (172.000 bei Medicare, über 44.000 bei Optum). Beobachtungen erfolgten bei Patienten, die mindestens sechs Monate mit stabilen Antirheumatikadosierungen behandelt worden waren. 47,1 % (Medicare) bzw. 39,5 % (Optum) der Patienten erhielten nach sechs Monaten systemische Glukokortikoide. Im Vergleich zu Versicherten ohne Kortikosteroidtherapie stieg die kumulative Jahres-Inzidenz von Infektionen, die eine stationäre Behandlung erforderten, an – bei Tagesdosen von

  • < 5 mg geringfügig, aber signifikant auf 11,0 % vs. 8,6 % (Medicare) bzw. 5,2 % vs. 4,0 % (Optum),
  • 5 bis 10 mg auf 14,4 % bzw. 8,1 %,
  • > 10 mg auf 17,7 % bzw. 10,6 % [1].

Obwohl diese Risiken bedacht werden müssen, gibt es jedoch auch Hinweise, dass der positive Effekt systemischer Glukokortikoide deren unerwünschte Wirkungen überwiegen kann [2].

Quelle

  • [1] George MD et al.: Risk for Serious Infection With Low-Dose Glucocorticoids in Patients With Rheumatoid Arthritis. A Cohort Study. Ann Intern Med 2020; doi.org/10.7326/M20-1594
  • [2] Buttgereit F: Views on glucocorticoid therapy in rheumatology: the age of convergence (Nat Rev Rheumatol 2020 Apr;16(4):239-246; doi.org/10.1038/s41584-020-0370-z