Kardiovaskuläre Komorbiditäten bei Gichtpatienten offenbar unabhängig von Harnsäurewerten

Mit dem Harnsäurespiegel im Serum steigt das Risiko für kardiovaskuläre Begleiterkrankungen. Bei manifester Gicht ist dieser Zusammenhang aber laut einer britischen Fall-Kontroll-Studie nicht der einzige Grund dafür. Es müsse auch vom Serumurat (SU) unabhängige Einflussfaktoren geben, so die Autoren.

Mit den Daten einer britischen Biobank zu 460.000 Patienten wurde bei Probanden ohne Gicht der Zusammenhang zwischen den Serum-Harnsäurewerten und Komorbiditäten untersucht. Bei Probanden mit Gicht (n = 10.265) wurde der Zusammenhang zwischen Gicht und Begleiterkrankungen im Vergleich zu den übrigen Biobank-Teilnehmern untersucht. Bei der zweiten Analyse wurden die Ergebnisse an den SU-Spiegel adjustiert, um deren Einfluss auszuschließen.

Mit jedem Anstieg der Serumharnsäurewerte um 1 mg/dl stieg auch das Risiko für Hypertonie, ischämische Herzkrankheit (IHD), chronische Herzinsuffizienz (CHF), Hyperlipidämie und chronische Nierenerkrankung um das 1,10- bis 3,14-Fache. Damit war die Harnsäure als Risikofaktor für eine ganze Reihe kardiovaskulärer Erkrankungen belegt. Bei der zweiten, vom SU unabhängigen Analyse, zeigten sich für die Gichtpatienten im Vergleich zur Kontrollgruppe ebenfalls deutlich erhöhte Risiken für kardiometabolische Begleiterkrankungen: Hypertonie, IHD, CHF, Hypertonie und Diabetes waren um den Faktor 1,21 bis 4,15 häufiger als bei den Kontrollpersonen. Die Autoren nennen als mögliche SU-unabhängige Mechanismen u. a. einen proinflammatorischen Genotyp oder Ablagerungen von Harnsäurekristallen.

Quelle

  • Sandoval-Plata G, et al. Association between serum urate, gout and comorbidities: a case–control study using data from the UK Biobank. Rheumatology 2020, epub 13 December, doi.org/10.1093/rheumatology/keaa773