Körperliche Aktivität ist wichtig bei Rheuma, aber wie die Patienten dauerhaft dazu motivieren?

Praktisch alle Patientengruppen mit rheumatologischen Erkrankungen profitieren von körperlicher Aktivität und sollten regelmäßig aktiv sein. Eines der Hauptprobleme dabei: Wie die Patienten dauerhaft zu körperlichem Training motivieren? Beim EULAR 2019 in Madrid wurden die vielversprechendsten Ansatzpunkte genannt.

Bewegungstraining beibehalten

„Die Teilnahme an einem körperlichen Interventionsprogramm bedeutet nicht, dass Rheumapatienten das Bewegungstraining automatisch aufrechterhalten“, betonte Dr. Keegan Knittle von der Universität von Helsinki. Evidenzen für den Beibehalt körperlicher Aktivität gibt es aus der Literatur nur bis maximal 15 Monate nach der Intervention, berichtete der Verhaltenspsychologe. Und bei vielen Teilnehmern nimmt die Trainingsleistung mit zunehmendem Abstand zur Schulung stetig ab. Was also tun?

Am wichtigsten laut Knittle: Die Art des körperlichen Trainings, die zu dem Patienten passt und die er mag, gemeinsam mit ihm auswählen und ihn vom Nutzen des regelmäßigen körperlichen Trainings überzeugen. Gute Argumente dafür gibt es reichlich, egal ob der Patient Osteoarthrose, systemischen Lupus erythematodes (SLE) oder Arthritiden wie axiale Spondyloarthritis (axSpA) hat. Für alle Patientengruppen gibt es Evidenzen hoher Qualität, dass körperliches Training günstig ist, berichtete Dr. Norelee Kennedy von der Universität von Limerick in Irland.

Evidenzen für den Nutzen

Bei Arthrosepatienten wurde eine Abnahme von Schmerzen sowie eine Verbesserung der körperlichen Funktion und der Lebensqualität belegt, bei SLE-Patienten neben der Verbesserung der körperlichen Fitness eine Abnahme insbesondere von Fatigue und Depressionen und bei Patienten mit Arthritiden eine Verringerung der Krankheitsaktivität sowie eine Verbesserung der körperlichen Funktion. Gute Hinweise gibt es außerdem, dass sowohl durch kardiorespiratorische Übungen als auch Krafttraining Entzündungsparameter (CRP, ESR), Zytokinspiegel wie Interleukine-17 und -18 und auch TNFɑ gesenkt werden. Selbst auf die radiologische Progression wurde zumindest in kleinen Gelenken ein geringfügiger positiver Effekt dokumentiert, so Kennedy.

Sinnvolle Strategien

Aber auch das Wissen um diese Effekte reicht oft nicht aus, dass das Übungsprogramm selbstständig aufrechterhalten wird. „Schlechte Angewohnheiten, nicht zu trainieren, müssen durchbrochen werden“, sagte Knittle. Idealerweise sollte körperliche Aktivität fast automatisch erfolgen, indem sie fest in den Alltag integriert werde. Helfen könnten dabei das eigenständige Monitoring von körperlicher Bewegung, auf einfache Weise mithilfe von Apps, und eventuell auch Follow-up-Kontakte mit einem Physiotherapeuten. Als weitere sinnvolle Strategie nannte Knittle, Trainingsziele festzulegen und die Fortschritte zu dokumentieren. In diesem Zusammenhang könnten auch die Abnahme von Schmerzen und körperlichen Beeinträchtigungen sowie die Zunahme der Zufriedenheit motivierend wirken.

Quelle

  • EULAR, 13.06.2019, Madrid, Session: „Exercise – more than a wonder drug“