Literaturreview: 4 Prognosefaktoren für Progression einer Hüftarthrose identifiziert

In einem systematischen Literaturreview wurde nach Prognosefaktoren für die Progression einer Hüftarthrose gesucht. Nur 4 Faktoren wurden dabei identifiziert mit starken Hinweisen für eine prognostische Aussagekraft, darunter radiologische Befunde und Komorbiditäten. Der Body-Mass-Index hatte etwas überraschend keine Aussagekraft bezüglich des Progressionsrisikos.

Die Hüfte ist das dritthäufigste Gelenk, das von einer Arthrose betroffen ist, schreiben die niederländischen Autoren des Literaturreviews. Eine Heilung einer Hüftarthrose ist bekanntlich nicht möglich, umso wichtiger seien Prognosefaktoren, mit deren Hilfe das Progressionsrisiko abzuschätzen wäre, idealerweise potenziell modifizierbare Faktoren.

Die Wissenschaftler haben in ihre Analyse initial 154 mögliche Prognosefaktoren einbezogen, darunter 23 Patientenvariablen, 77 Erkrankungscharakteristika und 54 Labor- bzw. Bildgebungsparameter. Da zu einigen dieser Faktoren nur wenige Studien vorlagen, konnten nach Evidenzkriterien insgesamt nur 103 Faktoren bewertet werden. Die Aussagekraft der meisten Faktoren war gering: nur 4 wiesen mit „starker Evidenz“ auf ein erhöhtes klinisches Progressionsrisiko hin und 12 waren nicht prädiktiv für ein erhöhtes Progressionsrisiko.

Faktoren, die mit starker Evidenz auf ein erhöhtes Risiko einer klinischen oder radiologischen Progression bzw. die Notwendigkeit eines Hüftgelenksersatzes hinwiesen, waren

  • höherer Kellgren-Lawrence-Score,
  • Vorliegen von Komorbiditäten (prädiktiv für klinische Progression),
  • superiore oder (supero)laterale Migration des Femurkopfs,
  • subchondrale Sklerose.

Mittelgradige Evidenzen für ein erhöhtes Progressionsrisiko ergaben sich zudem für Hüftschmerzen (sowohl bei der Eingangsuntersuchung als auch im Verlauf) und für Einschränkungen der körperlichen Funktion (Eingangsuntersuchung).

Zu den Faktoren, die mit starker Evidenz nicht prädiktiv waren für ein erhöhtes Progressionsrisiko, zählten

  • Body-Mass-Index und Geschlecht,
  • soziale Unterstützung,
  • Schmerzmitteleinnahme,
  • Lebensqualität,
  • eingeschränkte Beweglichkeit bei interner oder externer Rotation und
  • Laborparameter (CTX-I, COMP, NTX-I, PINP, PIIINP).

Zur Beurteilung, welche Patienten mit erhöhtem Progressionsrisiko eine intensivierte symptomatische Therapie oder eine frühzeitige Überweisung zum orthopädischen Chirurgen benötigen, seien weitere Forschungsarbeiten nötig, so das Fazit der Autoren.

Quelle

  • Teirlinck CH, et al.: Prognostic factors for progression of osteoarthritis of the hip: a systematic review. Arthritis Research & Therapy 2019; 21: 192. Doi: 10.1186/s13075-019-1969-9