Metaanalyse bestätigt schmerzlindernden Effekt systemischer Glukokortikoide

Bei Patient*innen mit aktiver rheumatoider Arthritis (RA) wird zur Unterdrückung der Entzündungsreaktion ein zeitlich begrenzter Einsatz von Glukokortikoiden (GC) empfohlen. In einer Metaanalyse ist der schmerzlindernde Effekt einer systemischen GC-Therapie bestätigt worden. Insbesondere in den ersten drei Monaten wurde eine signifikante Schmerzlinderung belegt. Moderate GC-Dosierungen erwiesen sich dabei als ausreichend.

Grundlage sind 33 Studien mit knapp 2.700 Patient*innen

Britische Wissenschaftler*innen werteten für ihre Metaanalyse die Daten von 33 randomisierten kontrollierten Studien mit insgesamt 2.658 RA-Patient*innen aus (im Mittel 55 Jahre alt, rund zwei Drittel Frauen), bei denen zur Entzündungskontrolle in den Verumgruppen GC eingesetzt worden waren. In 22 Studien erfolgte die Therapie oral, in vier Studien intramuskulär, in sechs Studien intravenös und in einer Studie mittels Iontophorese.

Der schmerzlindernde Effekt der applizierten GC im Vergleich zu einer Behandlung ohne den Einsatz von GC, jeweils unter Beibehaltung der bestehenden DMARD-Therapie, wurde in der Regel per visueller Analogskala (VAS) erfasst.

Dauer der GC-Theapie relevant für Ausmaß der Schmerzlinderung

In den meisten Untersuchungen konnten mit der GC-Therapie sowohl die Intensität spontaner Schmerzen, z. B. Gelenkschmerzen unter Bewegung, als auch die Intensität provozierter Schmerzen, z. B. bei Druck auf die Gelenke, gelindert werden.

Die Schmerzlinderung variierte allerdings von Studie zu Studie deutlich – nach Angaben der Autor*innen war sie vor allem von der Dauer und weniger von der Dosis oder der Applikationsform der GC abhängig.

Schmerzlindernde Effekte in den ersten Monaten

Besonders deutlich war der schmerzlindernde Effekt laut Subgruppenanalysen in den ersten drei Monaten der Behandlung. Mit oralen GC wurden spontane Schmerzen (untersucht in 15 Studien) in den ersten drei Monaten um -15 mm VAS reduziert; in den Monaten 3–6 betrug die schmerzlindernde Wirkung nur noch -8 mm VAS und nach sechs Monaten -7 mm VAS.

Merke

Eine Schmerzreduktion um -10 bis -20 mm auf der VAS wird laut Definition der Studie als klinisch relevant eingestuft.

 

Wirkung bereits bei moderaten GC-Dosierungen

Moderate GC-Dosierungen waren für die schmerzlindernde Wirkung ausreichend. Bei einer oralen Therapie mit Tagesdosierungen bis 15 mg Prednisolonäquivalent wird nach Einschätzung der Autor*innen vermutlich eine maximale Schmerzlinderung erreicht. Die Abnahme von Schmerzen unter GC-Therapie ging mit einer Reduktion von Entzündungsmarkern wie der Blutsenkungsgeschwindigkeit einher. Ein Absetzen der GC-Therapie korrelierte mit einer Zunahme von Schmerzen. In drei von fünf Studien, in denen dies untersucht wurde, zeigte sich zudem ein günstiger Effekt der GC-Therapie auf die Fatigue.

Schlussfolgerungen für die Therapie

Mit systemischen GC können bei Patient*innen mit aktiver RA Schmerzen gelindert werden, resümieren die Autor*innen. Der Nutzen sei aber zeitlich begrenzt auf die ersten drei Monate, langfristig überwögen die Risiken einer systemischen GC-Therapie. Deshalb sollten andere Therapien berücksichtigt werden, um auch die langwierigen Schmerzen der RA-Patient*innen zu behandeln

Quelle

  • McWilliams D F, Thankaraj D, Jones-Diette J, et al. The efficacy of systemic glucocorticosteroids for pain in rheumatoid arthritis: a systematic literature review and meta-analysis. Rheumatology 2021. doi.org/10.1093/rheumatology/keab503