MTX bei RA-Patienten offenbar kein Risikofaktor für ILD

Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA) erkranken gehäuft an ILD. Erhöht die Standardtherapie mit Methotrexat (MTX) das Risiko für diese Folgeerkrankung, wie seit Jahren vermutet? Zwei aktuelle Studien widerlegen diese Annahme.

Mindestens fünf bis zehn Prozent aller RA-Patienten entwickeln eine ILD, die bei schwerem Verlauf zu Lungenfibrose und vorzeitigem Tod führen kann. Eine MTX-Therapie ist aber offenbar kein eigenständiger Risikofaktor für eine ILD. „Das Risiko für eine ILD bei RA-Patienten ist zwar insgesamt höher als in der Allgemeinbevölkerung. Basierend auf den vorliegenden Daten gibt es aber keinen evidenten Zusammenhang zur Behandlung mit MTX“, fasste Prof. Dr. Lene Dreyer von der Aalborg Universität in Dänemark beim eEULAR-Kongress die Ergebnisse der neuen Daten aus dem Dänischen Nationalen Patientenregister sowie dem DANBIO Register für rheumatische Erkrankungen zusammen. Ausgewertet wurden die Krankheitsverläufe von insgesamt rund 30.500 RA-Patienten, die zwischen 1997 und 2015 dort registriert waren. Es ergab sich kein Zusammenhang zwischen einer ILD, Atemproblemen und der jeweiligen Medikation.

Zum gleichen Ergebnis kommt auch eine aktuelle Fallkontrollstudie aus Frankreich, die ebenfalls den Zusammenhang zwischen MTX-Gabe und Lungenerkrankungen untersuchte. „Bei insgesamt 1.223 RA-Patienten konnten wir zeigen, dass MTX nicht nur keinen Einfluss auf die Entstehung einer ILD hat, sondern diese sogar noch verzögern könnte“, resümierte Dr. Pierre-Antoine Juge aus Paris die Ergebnisse. Verglichen mit RA-Patienten, die keine MTX-Therapie erhielten, seien weniger als halb so viele RA-Patienten mit immunsuppressiver Therapie von ILD betroffen. Es seien allerdings noch weitere Untersuchungen nötig, um die Ergebnisse zu festigen, dass eine MTX-Therapie keinen negativen Einfluss auf die Lungengesundheit von RA-Patienten habe, sagte Prof. Dr. John Isaacs von der Newcastle University, GB. Es müsse im Auge behalten werden, dass MTX eine akute Pneumonie auslösen könne. Empfohlen wird, RA-Patienten wegen des allgemein erhöhten ILD-Risikos regelmäßig auf Lungenveränderungen zu untersuchen.

Quellen

  • Ibfelt E.H., Kart Jacobsen R., Iskov Kopp T. et al.: Treatment with methotrexate and risk of lung disease in patients with rheumatoid arthritis: a nationwide population-based cohort study from Denmark. eEULAR 2020, Abstract 1609
  • Juge, P.A., Lee J.S., Lau J. et al.: Methotrexat and rheumatoid arthritis associated interstitial lung disease. eEULAR 2020, Abstract 1678
  • Pressemitteilung der EULAR vom 07.07.2020