Neue DGRh-Leitlinie mit Empfehlungen zur Kortisontherapie

Die PMR ist im höheren Lebensalter nach der rheumatoiden Arthritis (RA) die zweithäufigste entzündlich rheumatische Erkrankung. Betroffen sind fast ausschließlich Menschen über 50 Jahre, Frauen dreimal häufiger als Männer. Neben Schmerzen im Schulter- und Beckengürtel und Morgensteifigkeit können Fieber, Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit als Symptome auftreten. Nicht selten ist eine PMR mit einer Riesenzellarteriitis (RZA) vergesellschaftet. Wichtigste therapeutische Maßnahme ist die frühzeitige Gabe von oralen Glukokortikoiden in ausreichender Dosis, wird in der neuen S3-Leitlinie zur Behandlung der PMR betont.

Die neue Leitlinie ist von Vertretern der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) in Zusammenarbeit mit der österreichischen und schweizerischen rheumatologischen Fachgesellschaft sowie Delegierten weiterer Fachgesellschaften erarbeitet worden und stellt ein Update der internationalen Empfehlung von EULAR und ACR aus dem Jahr 2015 dar. Von den gebündelten Empfehlungen erhoffen sich die Experten spürbaren Nutzen für die Patienten, da die Therapie bislang uneinheitlich gehandhabt wird.

Diagnose PMR muss gesichert sein

Die neue Leitlinie zur Behandlung der PMR setzt voraus, dass die Diagnose einer PMR bereits gestellt worden ist. Im Unterschied zu anderen rheumatischen Erkrankungen gibt es bei der PMR keinen spezifischen Bluttest. „Ein Anstieg von Blutsenkungsgeschwindigkeit und C-reaktivem Protein zeigt jedoch, dass eine entzündliche Erkrankung vorliegt. Für eine sichere Diagnose müssen dann noch andere Erkrankungen ausgeschlossen werden“, so Prof. Dr. med. Frank Buttgereit von der Charité Berlin, unter dessen Leitung die Leitlinie erstellt wurde, in einer Pressemitteilung der DGRh vom 30.05.2018. Zu den wichtigsten Differenzialdiagnosen zählen: RA des höheren Lebensalters, Riesenzellarteriitis, Chondrokalzinose, Infektionen und Malignome.

„Die Therapie mit oralen Glukokortikoiden soll unmittelbar nach Diagnosestellung eingeleitet werden“, betont Buttgereit. Dies sei eine wichtige Empfehlung dieser Leitlinie. Die Glukokortikoiddosis soll für jeden Patienten individuell angepasst werden. Empfohlen wird ein Therapiebeginn mit einer Dosis von 15-25 mg Prednison-Äquivalent pro Tag. Es sollen keine Initialdosen von ≤7,5 mg/Tag oder von >30 mg/Tag angewendet werden, wird betont. Das Medikament soll morgens eingenommen werden. „Dies vermindert das Auftreten von Schlafstörungen und verringert die Beeinträchtigungen des Hormonsystems“, erläutert Buttgereit. Bei den meisten Patienten komme es zu einer raschen und deutlich ausgeprägten Linderung der Beschwerden, „viele Betroffene kommen dann ohne weitere Schmerzmittel aus“.

Basierend auf einem regelmäßigen Monitoring der Krankheitsaktivität des Patienten, der Laborparameter und des Auftretens von Nebenwirkungen soll dann die Glukortikoiddosis schrittweise reduziert werden. Die Behandlungsdauer sollte so lang wie nötig, aber so kurz wie möglich sein. Begleitend zur Behandlung mit Kortison rät die Leitlinie vor allem bei älteren und gebrechlichen Personen zu einer Physiotherapie. Dadurch soll verhindert werden, dass die Patienten im Verlauf der Erkrankung dauerhafte Einbußen in ihrer Beweglichkeit erleiden.

Glukokortikoide alternativlos

Nach Ansicht der Leitlinienautoren gibt es derzeit keine Alternativen zu Glukokortikoiden. Bei Patienten mit hohem Risiko für Rezidive und/oder für eine lange Therapiedauer sowie bei Patienten mit Risikofaktoren, Komorbiditäten und/oder Begleitmedikationen, bei denen mit Glukokortikoid-induzierten Nebenwirkungen zu rechnen sei, sollte zusätzlich zur Glukokortikoid-Therapie frühzeitig die Gabe von Methotrexat in Betracht gezogen werden. Obwohl in Studien PMR-Patienten zum Teil erfolgreich mit Biologika, z. B. Tocilizumab, behandelt wurden, reichen die Erfahrungen derzeit noch nicht für eine Empfehlung einzelner Substanzen aus, so die Leitlinien-Autoren. Nicht eingesetzt werden sollten TNF-alpha-Blocker.

Langfristig sind die Aussichten für PMR-Patienten bei einer leitliniengerechten Behandlung durch einen Rheumatologen gut. „Viele Patienten erholen sich vollständig von der Erkrankung und benötigen nach einiger Zeit keine Medikamente mehr“, so Buttgereit.

Quelle