Rheuma: positiver Effekt durch ausgewogene ballaststoffreiche Ernährung

Zwischen dem Darm und den Gelenken gibt es eine Verbindung, die auch therapeutisch genutzt werden könnte. Eine entscheidende Rolle spielen Darmbakterien: Sie können sowohl die Entwicklung entzündlich-rheumatischer Erkrankungen fördern als auch – bei faserreicher Ernährung – antiinflammatorische Wirkstoffe freisetzen und die Gelenkentzündung verringern. Eine ausgewogene Ernährung sei für Rheumapatient*innen wichtig, betonte Prof. Dr. Georg Schett, Erlangen, bei einer virtuellen Pressekonferenz während des DGRh-Kongresses 2021.

Aktuelle Untersuchungen bei 29 Rheumapatient*innen unterstreichen die potenziell positiven Wirkungen einer ballaststoffreichen Kost. Bei den Studienteilnehmer*innen, die über 30 Tage einen ballaststoffreichen Riegel täglich verzehrten, wurde im Blut ein Anstieg kurzkettiger Fettsäuren wie Essigsäure, Propionsäure und Buttersäure gemessen. Diese Fettsäuren hätten antiinflammatorische Eigenschaften und könnten Gelenkentzündungen lindern, berichtete Schett. In den Stuhlproben der Patient*innen wurden zudem vermehrt Darmbakterien nachgewiesen, die die kurzkettigen Fettsäuren produzieren, aber nur, wenn genügend Pflanzenfasern in der Nahrung enthalten sind (1). „Wir gehen davon aus, dass die Ernährung über die Darmbakterien einen substanziellen Einfluss auf die Entwicklung von Arthritis ausüben kann“, so der Rheumatologe. Ballaststoffe seien grundsätzlich gut und sollten mindestens einmal pro Woche verzehrt werden, rotes Fleisch sei eher ungünstig. In klinischen Studien muss dies allerdings noch belegt werden.

Doch Darmbakterien können bei Rheumapatient*innen mit Barrierestörung im Darm auch ungünstige Wirkungen entfalten. Sie stimulieren das Immunsystem, Immunzellen wandern aus dem Darm ins Gelenk und fördern die rheumatische Entzündung. Patient*innen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen haben nicht selten auch Gelenkbeschwerden. Schleimhautzellen im Darm sind normalerweise durch sog. tight junctions fest miteinander verbunden. Diese Verbindung über tight junctions kann durch die Darmbakterien-induzierte Aktivierung des Proteins Zonulin gelöst werden. Schett und Kolleg*innen konnten zeigen, dass bei Rheumapatient*innen vermehrt Zonulin im Darm gebildet wird. Mit Larazotid, einem Wirkstoff, der Zonulin blockiert, konnten im Mausmodell rheumatische Gelenkbeschwerden gelindert werden (2). Klinisch wird Larazotid derzeit bei Patient*innen mit Zöliakie erprobt.

Quellen

  • [1] Kerstin Dürholz et al. Dietary Short-Term Fiber Interventions in Arthritis Patients Increase Systemic SCFA Levels and Regulate Inflammation. Nutrients 2020; 12 (10): 3207. doi.org/10.3390/nu12103207
  • [2] Narges Tajik et al. Targeting zonulin and intestinal epithelial barrier function to prevent onset of arthritis. Nature Communications 2020; 11 (1): 1995. doi.org/10.1038/s41467-020-15831-7