Riesenzellarteriitis: bald bessere Behandlungsmöglichkeiten mit Tocilizumab

Die Riesenzellarteriitis (RZA) ist zwar selten, aber dennoch die häufigste Gefäßentzündung von Menschen jenseits des 50. Lebensjahrs. Die Chancen für eine Heilung – die mit der bisherigen Therapie mit Kortison bei etwa 50 % liegt – steigen vermutlich mit dem neuen Medikament Tocilizumab, das vor der Zulassung steht.

Die durch die RZA verursachten Entzündungen betreffen hauptsächlich die größeren Gefäße im Bereich der Schläfen, können aber auch auf andere Gefäße wie die Aorta oder die Hirngefäße übergreifen. Die Patienten, vor allem Frauen, berichten häufig von starken Kopfschmerzen, auch die Muskeln im Becken und im Schultergürtel können teils heftige Beschwerden verursachen. Wenn Netzhautgefäße betroffen sind, kann innerhalb kurzer Zeit die Sehkraft eines Auges verloren gehen, sind Hirngefäße beteiligt, drohen Schlaganfälle. „Eine Riesenzellarteriitis ist daher immer ein Notfall und muss sofort behandelt werden“, betont Prof. Dr. med. Bernhard Hellmich aus Kirchheim, diesjähriger Kongresspräsident der DGRh, in einer Pressemitteilung der Fachgesellschaft.

Therapiestandard ist bisher Kortison. Doch bei etwa 50 % der Patienten ist die Krankheit so aktiv, dass Kortison nicht ausgeschlichen werden kann, ohne dass die Symptome wieder aufflammen, und das Risiko für schwere Nebenwirkungen mit zunehmender Therapiedauer steigt. Für diese Patienten gibt es künftig mit Tocilizumab eine Alternative. Der Antikörper blockiert den Interleukin-6-Rezeptor und unterbricht damit vermutlich die Immunreaktion, die der Gefäßentzündung zugrunde liegt.

Die gute Wirksamkeit des Medikaments wurde in einer internationalen Studie bei insgesamt 251 RZA-Patienten belegt, bei denen die Krankheit entweder neu diagnostiziert worden war oder die einen Rückfall erlitten hatten. Tocilizumab wurde den Verumpatienten über ein Jahr subkutan einmal wöchentlich oder alle 14 Tage gespritzt, kombiniert mit einer initialen Prednisontherapie, die im Verlauf von 26 Wochen ausgeschlichen wurde. Die Vergleichsgruppen erhielten Placebo in Kombination mit Prednison über 26 oder 52 Wochen. Bei Studienende nach einem Jahr betrugen die anhaltenden Remissionsraten in den Tocilizumab-Gruppen 56 bzw. 53 % im Vergleich zu nur 14 bzw. 18 % in den Vergleichsgruppen. Die Remissionsraten konnten also mit Tocilizumab etwa verdreifacht werden bei einer Halbierung des Verbrauchs an Kortison. Erwartet wird die Zulassung von Tocilizumab für die RZA-Therapie in Europa Ende 2017.

Quellen

  • Stone JH et al. Trial of Tocilizumab in Giant-Cell Arteritis. N Engl J Med. 2017;377(4):317-328
  • Pressemitteilung der DGRh vom 30.08.2017