Studie bestätigt Beeinträchtigung der Immunantwort bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen

Eine große prospektive Kohortenstudie in Deutschland, an der mehr als 2.500 Patienten mit immun-vermittelten entzündlichen Erkrankungen teilnahmen – am häufigsten Patienten mit Spondyloarthritis oder Rheumatoider Arthritis (RA) – hat die verringerte Immunantwort nach SARS-CoV-2-Impfungen im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen bestätigt. Die Autoren empfehlen aufgrund ihrer Daten, Boosterimpfungen in dieser Patientengruppe möglichst frühzeitig vorzunehmen.

Titer geringer und verkürzter Effekt

Die durchschnittlichen Antikörpertiter nach zwei SARS-CoV-2-Impfungen waren bei Patienten mit entzündlichen Autoimmunerkrankungen zu allen Messzeitpunkten deutlich niedriger als bei gesunden Kontrollpersonen. Zudem hielt die Immunantwort kürzer an. Besonders schlecht war die Immunantwort bei Patienten, die mit B-Zell- oder T-Zell-Inhibitoren behandelt wurden.

Die Studienteilnehmer – 2.535 Patienten mit entzündlichen Autoimmunerkrankungen, im Mittel 55 Jahre alt, 59 % Frauen und 1.198 gesunde Kontrollpersonen, im Mittel 41 Jahre alt, 46 % Frauen – waren Teil des prospektiven COVID-19-Programms des deutschen Zentrums für Immuntherapie, das seit Februar 2020 Patientendaten aus teilnehmenden Zentren sammelt. 88 % der Studienteilnehmer wurden zweimal geimpft, meistens mit der BioNTech/Pfizer-mRNA-Vakzine (medianer Abstand sechs Wochen zwischen beiden Impfungen), nur 6,5 % erhielten eine dritte Dosis (im Median 26,3 Wochen nach der zweiten Impfung). Die Antikörpertiter wurden regelmäßig gemessen, beginnend acht Wochen nach der ersten Impfung bis Woche 40. Die Werte wurden in einer Modellrechnung für jede Woche kalkuliert.

Antikörpertiter stets geringer

Zu jeder Zeit waren die Antikörpertiter bei Patienten mit entzündlichen Autoimmunerkrankungen geringer als in der Vergleichsgruppe. Am deutlichsten waren die Unterschiede in Woche zehn. Die maximalen Antikörpertiter waren bei den gesunden Kontrollpersonen mehr als doppelt so hoch wie in der Patientengruppe. Die niedrigsten Ansprechraten zeigten nach Angaben der Autoren Patienten mit RA und Vaskulitis.

Abgesehen von B- und T-Zell-Inhibitoren waren die eingesetzten Medikamente für die Immunantwort von untergeordneter Bedeutung. Auch bei Patienten, die weder mit Zytokininhibitoren oder Immunmodulatoren behandelt wurden, waren die Antikörpertiter erniedrigt.

Dritte Impfung von erheblicher Bedeutung

Deutlich profitierten Patienten mit Autoimmunerkrankungen von einer dritten Impfung. Die Antikörpertiter waren bei dreifach geimpften Patienten in Woche 40 höher als bei gesunden Kontrollpersonen mit nur zwei Impfungen.

Die Autoren betonen, dass eine frühzeitige Boosterimpfung für Patienten mit entzündlichen Autoimmunerkrankungen sehr wichtig ist.

Quelle

  • Simon D et al. Intensity and longevity of SARS-CoV-2 vaccination response in patients with immune-mediated inflammatory disease: a prospective cohort study. Lancet Rheumatol 2022; 4: e614–25; doi.org/10.1016/S2665-9913(22)00191-6