Tipps zum therapeutischen Drug Monitoring

Wann ist beim Einsatz von Biopharmazeutika zur Behandlung von Patienten mit entzündlich-rheumatischen und muskuloskelettalen Erkrankungen ein therapeutisches Drug Monitoring (TDM) sinnvoll? Die European Alliance of Associations for Rheumatology (EULAR) hat in einem Statementpapier Empfehlungen erarbeitet.

TDM interessant für Rheumatologie

Zum TDM zählen bekanntlich sowohl Messungen der Blutkonzentrationen von Biopharmazeutika als auch bei Bedarf von Antikörpertitern. Ziele sind,

  • Therapieentscheidungen zu erleichtern, etwa beim Verlust des Ansprechens auf eine Behandlung oder beim Auftreten unerwünschter Wirkungen, oder
  • Dosisanpassungen zu optimieren.

Ein TDM ist bei einigen Therapien, z. B. bei Patienten mit Epilepsien, psychiatrischen Störungen oder schwerwiegenden Infektionen, bereits gängige Praxis.

Auch in der Rheumatologie gebe es wachsende Evidenzen für den gezielten Einsatz eines TDM, schreibt die multidisziplinäre Arbeitsgruppe der EULAR. Die meisten Erfahrungen lägen bisher beim Management der Rheumatoiden Arthritis (RA) und beim Einsatz von Tumornekrosefaktor-alpha (TNFα)-Inhibitoren vor. Diese könnten aber auch auf andere Erkrankungen wie Spondylo- oder Psoriasis-Arthritis und andere Klassen von Biopharmazeutika übertragen werden.

13 „Points-to-consider“ erarbeitet

Anhand eines systematischen Literaturreviews hat die Arbeitsgruppe 13 Gesichtspunkte („Points-to-consider“) erarbeitet, die beim Abwägen eines TDM bei rheumatologischen Patienten zu berücksichtigen sind. Außerdem wurden sechs übergeordnete Prinzipien formuliert, die es grundsätzlich zu beachten gilt, darunter das Handeln im Einklang mit nationalen und internationalen Therapieempfehlungen sowie die Berücksichtigung der Patienten-Erfahrungen und -Präferenzen („shared decision making“).

Keine generelle Empfehlung

Die EULAR spricht sich gegen ein proaktives TDM beim Management entzündlich-rheumatischer Erkrankungen aus, d. h., gegen routinemäßige Blutspiegelmessungen unabhängig von der klinischen Situation. Zwar korrelierten die Blutspiegel von Biopharmazeutika mit dem klinischen Ansprechen, schreiben die Experten, aber bei den meisten Biopharmazeutika und den meisten Indikationen sei eine TDM nicht hilfreich, um eine optimale Dosierung zu finden. Messungen der Wirkstoffspiegel bis zu drei Monate nach Therapiebeginn könnten erwogen werden, um die weitere Wirksamkeit der Behandlung abzuschätzen.

TDM in bestimmten Konstellationen

Empfehlenswert ist laut Taskforce ein reaktives TDM in bestimmten klinischen Situationen:

  • Blutspiegelmessungen von Biopharmazeutika können z. B. veranlasst werden, um ein klinisches Nicht-Ansprechen von Patienten besser zu verstehen oder um Patienten mit hohen Wirkstoffspiegeln zu identifizieren, bei denen eine Dosisverringerung indiziert ist.
  • Messungen von Antikörpertitern – zusätzlich zu den Wirkstoffspiegeln – sollten bei Einsatz immunogener Biopharmazeutika zum Zeitpunkt des Auftretens einer Non-Response erwogen werden. Das gilt ebenfalls im Fall von Hypersensitivitäts-Syndromen, die vor allem assoziiert mit Infusionen auftreten. Nicht empfohlen werden die Messungen bei Auftreten lokaler Injektionsreaktionen.

Alle Messungen von Wirkstoff- und Antikörperspiegeln sollten in validierten Laboren vorgenommen werden.

Bei der Beurteilung der Blutspiegel von Biopharmazeutika sollten patienten-spezifische Faktoren berücksichtigt werden, die die Pharmakokinetik der Medikamente beeinflussen können. Dazu zählen Körpergewicht, Co-Medikation mit Methotrexat, Krankheitsaktivität und Therapieadhärenz. Abschließend sollte beim Erwägen einer TDM stets auch die Kosteneffektivität dieser Maßnahme im lokalen Kontext mitberücksichtigt werden.

Quelle

  • Krieckaert CLM, van Tubergen A, Gehin JE, et al. EULAR points to consider for therapeutic drug monitoring of biopharmaceuticals in inflammatory rheumatic and musculoskeletal diseases. Ann Rheum Dis 2022; doi.org/10.1136/annrheumdis-2022-222155