Vitamin D und marine Omega-3-Fettsäuren – Potenzial zur Vorbeugung von Autoimmunerkrankungen

Kann durch Nahrungsmittel-Supplemente das Risiko für Autoimmunerkrankungen gesenkt werden? Die hinter dieser Frage stehende These wird durch Daten einer großen Beobachtungsstudie in den USA für Vitamin D und – mit Abstrichen – auch für marine Omega-3-Fettsäuren gestärkt. Bei Studienteilnehmer*innen mit Vitamin D-Supplementation mit oder ohne zusätzlicher Einnahme von Fischölkapseln war im Verlauf von fünf Jahren das Risiko einer neu aufgetretenen Autoimmunerkrankung um mehr als ein Fünftel geringer als in der Placebo-Gruppe. Die alleinige Einnahme von Omega-3-Fettsäuren korrelierte hingegen nur tendenziell mit einem verringerten Erkrankungsrisiko.

Datenlage für positives Outcome durch Supplemente bislang gering

Sowohl Vitamin D als auch langkettige Omega-3-Fettsäuren marinen Ursprungs gelten seit längerer Zeit als mögliche Kandidaten zur Vorbeugung bzw. zur ergänzenden Therapie von Autoimmunkrankheiten. Beide Nahrungsmittelsupplemente zeigen in vitro antientzündliche Eigenschaften und wurden auch bereits in einigen Studien mit einem positiven Outcome assoziiert. Insgesamt ist die Datenlage für diese These allerdings dünn und uneinheitlich. Die Autor*innen sehen daher in den neuen Ergebnissen der VITAL-Studie eine hohe klinische Relevanz.

Studie unter fast 26.000 US-Bürgern über gut fünf Jahre

Insgesamt nahmen fast 26.000 US-Bürger*innen – 12.786 Männer ab einem Alter von 50 Jahren und 13.085 Frauen ab einem Alter von 55 Jahren – an der Studie mit einem Verlauf von im Median 5,3 Jahren teil. Im Mittel waren die Studienteilnehmer*innen 67,1 Jahre alt. Die Teilnehmer*innen wurden randomisiert nach dem 2 : 2 Faktorial-Design

  • in vergleichbare Gruppen mit Vitamin D-Supplementation (2.000 Einheiten Colecalciferol täglich) oder Placebo sowie
  • in Gruppen mit Omega-3-Fettsäuren-Supplementation (1.000 mg täglich, 460 mg Eicosapentaensäure, 380 mg Docosahexaensäure) oder Placebo.

Primärer Endpunkt war das Neuauftreten einer gesicherten Autoimmunerkrankung wie Rheumatoide Arthritis, Polymalgia rheumatica, Psoriasis oder eine autoimmune Schilddrüsenerkrankung.

Vitamin D: Relative Risikoreduktion um 22 %

Unter einer Vitamin D-Supplementation erkrankten im Studienverlauf nur123 Personen im Vergleich zu 155 in der Placebogruppe – eine relativeRisikoreduktion von 22 % (Hazard ratio [HR] 0,78; 95 % Confidence interval [CI] 0,61 –  0,99; p = 0,05). Im Omega-3-Fettsäuren-Arm waren 130 Personen betroffen vs. 148 in der Placebogruppe – eine tendenzielle Risikoreduktion von 15 % (HR 0,58; CI 0,67 – 1,08; p = 0,19).

Bei Studienteilnehmer*innen, die sowohl Vitamin D als auch Omega-3-Fettsäuren substituierten, war das Erkrankungsrisiko um rund 30 % geringer als bei Personen, die nur Placebo einnahmen, wie die Autor*innen berichten. Die präventiven Effekte wurden mit zunehmender Studiendauer deutlicher. Signifikante Risikoreduktionen zeigten sich nur bei Bewertung aller Autoimmunerkrankungen, nicht aber bei einzelnen Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis. Die Autor*innen fordern weitere Studien bei jüngeren Patient*innen sowie bei Patient*innen mit hohem Risiko für Autoimmunerkrankungen.

Quelle

  • Hahn J et al. Vitamin D and marine omega 3 fatty acid supplementation and incident autoimmune disease: VITAL randomized controlled trial. BMJ 2022; 376: e066452; doi.org/10.1136/bmj-2021-066452