Entzündlich rheumatische Erkrankungen nehmen zu

Die Prävalenz entzündlich rheumatischer Erkrankungen (ERE) hat im vergangenen Jahrzehnt in Deutschland laut aktuellen Literaturdaten zugenommen. Etwa 1,5 bis 2,1 Mio. erwachsene Deutsche (Prävalenz: 2,2–3%) sind von Arthritiden, Kollagenosen und Vaskulitiden betroffen. Hinzukommen etwa 14.000 Kinder und Jugendliche, die an einer juvenilen idiopathischen Arthritis leiden (Prävalenz: etwa 0,1%).

Schätzungen für Deutschland

Die Zahlen für Deutschland sind Schätzungen auf Basis einer systematischen Literaturrecherche (18 Routinedatenanalysen und 2 Surveys) im Zeitraum 2014 bis 2022. Sie zeigen einen deutlichen Anstieg der ERE-Prävalenz im Vergleich zu den letzten verfügbaren Daten von 2016, so Prof. Dr. med. Christoph Baerwald, Präsident des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), bei der Pressekonferenz im Vorfeld der Veranstaltung. Die Zahlen:

  • Die Rheumatoide Arthritis (RA) kommt mit einer geschätzten Prävalenz von 0,42–1,85% am häufigsten vor.
  • 0,32–0,5% der Deutschen haben eine ankylosierende Spondylitis,
  • 0,11–0,32% eine Psoriasisarthritis (PsA),
  • 0,037–0,14% einen systemischen Lupus erythematodes (SLE),
  • 0,07–0,77% ein Sjögren/Sicca-Syndrom,
  • 0,14–0,15% eine Polymyalgia rheumatica,
  • 0,04–0,05% eine Riesenzellarteriitis und
  • 0,015–0,026% eine ANCA-assoziierte Vaskulitis.

Entwicklung und Faktoren in UK

Des Weiteren zeigen neue Daten aus Großbritannien einen Anstieg bei Autoimmunerkrankungen. Diese Zahlen basieren auf Daten von mehr als 22 Mio. Personen mit mindestens einer neu diagnostizierten Autoimmunerkrankung im Zeitraum 2000–2019. Die Prävalenzen fast aller untersuchten Autoimmunerkrankungen hätten in dieser Auswertung beim Vergleich der Jahre 2017–2019 mit 2000–2002 zugenommen, berichtete Prof. Baerwald. Zurückgeführt werde dies vor allem auf eine höhere Lebenserwartung, eine gesunkene Mortalität und eine verbesserte Frühdiagnostik. Bei einigen Erkrankungen zeigten sich auch regionale Unterschiede und ein Einfluss von Umgebungsfaktoren. Bei RA und SLE etwa korrelierten die Prävalenzen mit dem sozioökonomischen Status. Personen mit geringem Bildungsstand waren 1,5- bzw. 1,35-fach häufiger betroffen als Personen mit hohem Bildungsstand.

Quellen

  • DGRh-Kongress 2023, Vorab-Pressekonferenz vom 23.08.2023. iww.de/s8790
  • Albrecht K et al.: Systematisches Review zur Schätzung der Prävalenz entzündlich rheumatischer Erkrankungen in Deutschland. Z Rheumatol 2023, epub 02.01.2023; doi.org/10.1007/s00393-022-01305-2
  • Conrad N et al.: Incidence, prevalence, and co-occurrence of autoimmune disorders over time and by age, sex, and socioeconomic status: a population-based cohort study of 22 million individuals in the UK. Lancet 2023; 401(10391):1878-1890. doi.org/10.1016/S0140-6736(23)00457-9