Nutzen mediterraner Ernährung bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen gut belegt

Können mit der richtigen Ernährung das Risiko für eine entzündlich-rheumatische Erkrankung und der Krankheitsverlauf günstig beeinflusst werden? Wissenschaftliche Belege dafür sind rar. Überzeugende Hinweise für einen Nutzen gibt es für die mediterrane Ernährung (ME).

DGRh analysiert Studien

Wissenschaftler der „Kommission Komplementäre Heilverfahren und Ernährung“ der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) haben die Studien zu unterschiedlichen Ernährungsformen bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ausgewertet. Aufgrund der vorliegenden Daten könne eine vollwertige, gemüse- und obstreiche (ballaststoffreiche) sowie fleischarme Ernährung als supportive Maßnahme empfohlen werden.

Evidenz für einen Nutzen bei Rheumapatienten gibt es für die mediterrane Kost mit viel Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten, eher wenig Fisch und Geflügel, noch weniger „rotem“ Fleisch und weitgehendem Verzicht auf tierische Fette und auf weißen Zucker oder Glukose-Fruktose-Sirup. Die Ergebnisse für vegetarische und Eliminationsdiäten wurden nicht als konsistent bewertet, vermutlich variiere das Ansprechen individuell, so das Fazit der Autoren.

Mediterrane Ernährung

Die wissenschaftlichen Studien zum Nutzen der ME beziehen sich nur auf wenige rheumatische Erkrankungen. So verbesserten sich die Symptome einer RA leicht, ebenso profitierten Patienten mit Psoriasis-Arthritis (PsA), Spondyloarthritis (SpA) oder systemischem Lupus Erythematodes (SLE) jeweils geringfügig. Auch für einen vorbeugenden Effekt gibt es Evidenzen. In einer schwedischen Kohortenstudie war bei Personen mit hoher Adhärenz zur ME das RA-Risiko um 21% geringer als bei Personen mit niedriger Adhärenz. Allerdings waren nur bei Männern die Unterschiede statistisch signifikant. Für einen möglichen Zusammenhang zwischen ME und der PsA-Inzidenz gibt es nur indirekte Hinweise. Keinen Einfluss hatte die Ernährung auf die SLE-Inzidenz. Die Effekte einer ME werden hauptsächlich der Vermeidung tierischer Fette zugeschrieben, die entzündungsfördernde Bestandteile wie Arachidonsäure und gesättigte Fettsäuren enthalten, sowie der vermehrten Aufnahme entzündungshemmender Omega-3-Fettsäuren aus pflanzlichen Ölen, Fisch, Nüssen und Algen.

Nahrungsergänzungen

Die Autoren fanden eine mögliche günstige Wirkung von Vitamin D-Supplementation und Salzrestriktion für einzelne RA-Outcomes. Auch die Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren hatte in einem systematischen Literatur-Review einen günstigen Einfluss auf klinische Outcome-Parameter von RA-Patienten. Die Expertengruppe gibt aber keine Empfehlung zur Supplementierung von Omega-3-Fettsäuren bei RA. Stattdessen wird der Ersatz gesättigter Fettsäuren durch ungesättigte Omega-3-Fettsäuren, wie sie in Ölen, Gemüsen, Nüssen, Algen und Fisch enthalten sind, empfohlen.

Mikrobiom

Eine Rolle des Mikrobioms wird bei der Entstehung rheumatischer Erkrankungen sowie zahlreicher anderer Autoimmunerkrankungen als sehr wahrscheinlich angesehen. Der wichtigste Einflussfaktor auf das Mikrobiom ist die Ernährung. Allerdings ist derzeit noch unklar, wie durch Ernährungsmaßnahmen gesundheitsfördernde Modifikationen im Mikrobiom konkret steuerbar sind. Erste klinische Studien weisen darauf hin, dass ballaststoffreiche und fermentierte Nahrungsmittel durch Modifikation des Mikrobioms Entzündungsparameter reduzieren und immunmodulierende Effekte entfalten können.

Fasten

Das Fasten wurde als kurz- bis mittelfristig wirksam eingeordnet. Fastentherapien als klassisches Heilfasten über 5–10 Tage oder in Form moderner „fasting-mimicking diets“ können nach Ansicht der Expertengruppe bei fehlenden Kontraindikationen, überwacht durch erfahrene Ärzte, ergänzend zur Ernährungstherapie probatorisch eingesetzt werden.

Prinzipiell sollten Ernährungsumstellungen immer mit dem Arzt besprochen und bei Bedarf auch von geschultem Personal begleitet werden, wird in einer DGRh-Pressemitteilung anlässlich der Ernährungsempfehlungen betont. „Nicht jede Ernährungsintervention ist für jeden Patienten gleichermaßen geeignet“, betont Professor Dr. Christof Specker, Präsident der Fachgesellschaft. So sollte etwa im akuten Rheumaschub oder bei Untergewicht nicht gefastet werden. Einig sind sich die Experten, dass über die Ernährung letztlich nur unterstützende Effekte erzielt werden können. Eine medikamentöse Therapie könne damit auf keinen Fall ersetzt werden.

Quellen

  • Reuß-Borst M et al.: Empfehlungen zur Modifikation der Ernährung als supportive Maßnahme bei rheumatischen Erkrankungen. Beim DGRh online unter iww.de/s10290
  • Keyser G et al.: Empfehlungen zur Mediterranen Ernährung als supportive Maßnahme bei rheumatischen Erkrankungen. Beim DGRh online unter iww.de/s10291
  • Pressemitteilung der DGRh vom 26.06.2023 online unter iww.de/s10292