SLE – Neue Antikörpertherapien in der Entwicklung

Bei Patienten mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) sind die Therapiemöglichkeiten eingeschränkt. Nicht zugelassen, obwohl häufig angewendet, seien Mykophenolat und Rituximab, erinnerte Prof. Dr. Hanns-Martin Lorenz vom Universitätsklinikum Heidelberg beim DGIM in Mannheim. Vor allem mit Rituximab würden in der Praxis bei Patienten mit aktivem Lupus hervorragende Ergebnisse erzielt.

Viele neue Antikörpertherapien für SLE-Patienten sind derzeit in der klinischen Entwicklung. Zugelassen zur SLE-Therapie sind derzeit nur die Immunsuppressiva Azathioprin und Cyclophosphamid, das Antimalariamedikament Hydroxychloroquin (HCQ) sowie der Antikörper Belimumab, der gegen den B-Lymphozyten-Stimulator (BLyS) gerichtet ist. Es sei das erste neu zugelassene Medikament gegen SLE seit Dekaden, sagte Lorenz. „Lupus ist eine B-Zell-Erkrankung“, betonte der Rheumatologe. Die Kollagenose könne alle Gewebe von der Haarspitze bis zur Zehe befallen. Den größten Stellenwert hat Belimumab nach Angaben von Lorenz in der Rezidivprophylaxe zur Verhinderung von Schüben. Eventuell sollte die Antikörpertherapie mit Hydroxychloroquin kombiniert werden, das in der SLE-Therapie eine Renaissance erlebe.

„HCQ ist der Eckpfeiler der Lupustherapie“, sagte Lorenzen. „Jeder SLE-Patient sollte damit behandelt werden.“ Der Stellenwert der Substanz zur Schubprävention und Verhinderung von Gewebeschäden sei in jüngster Zeit neu bewertet worden. Auch die Häufigkeit des Wiederauftretens eines neonatalen Lupus könne deutlich verringert werden. HCQ sei gut verträglich in der Schwangerschaft. Zudem werde unter der Therapie auch die Inzidenz kardiovaskulärer Komplikationen verringert.

Der CD20-Antikörper Rituximab wird in der Praxis häufig und mit gutem Erfolg zur Induktionstherapie eingesetzt. Die negativen Ergebnisse mit dem Antikörper in zwei Studien bei Patienten mit Lupusnephritis bzw. moderatem SLE sind nach Ansicht von Lorenz auch mit der intensiven Begleittherapie zu erklären. Eine Option für Patienten mit hoher Krankheitsaktivität sei es, Rituximab zunächst zur Induktionstherapie einzusetzen, gefolgt von Belimumab zur Remissionserhaltung.

Viele weitere Antikörper werden bei SLE erforscht, allerdings gab es häufig auch negative Ergebnisse oder vermehrt Komplikationen, berichtete Lorenz. In Phase 3 geprüft wird das Fusionsprotein Atacicept, das ähnlich wie Belimumab die Nachreifung von B-Lymphozyten hemmt. Bisher wurden laut Lorenz Effekte in höherer Dosis und eine gute Sicherheit nachgewiesen. Gescheitert sind hingegen Studien mit Ebratuzumab, einem Antikörper gegen CD22.

TNF-alpha-Blocker werden bei Lupus kritisch gesehen, weil die Bildung antinukleärer Antikörper gefördert werden könnte, so der Rheumatologe weiter. Die Wirksamkeit ist aber belegt. In Studien mit Etanercept bei Patienten mit Lupusnephritis sprachen fast alle auf Etanercept an. Auch mit Infliximab wurden positive Effekte bei Lupusnephritis erzielt, allerdings kam es auch zu Komplikationen wie ZNS-Lymphom, Phlebothrombose und Legionellen-Pneumonie.

Sicher kommen wird in Zukunft nach Einschätzung von Lorenz die Blockade von Interferon (IFN-alpha). Vermutlich würden Kollagenosen durch dieses Zytokin getrieben. Anifrolumab, ein IFN-alpha-Rezeptor-Blocker, wurde bereits in Phase 3 erfolgreich geprüft. Belegt werden müsse aber noch, dass nicht die Virusabwehr durch diese Therapiestrategie beeinträchtigt werde.

Der Interleukin-12/23-Hemmer Ustekinumab wird zur Zeit in Phase 2-Studien untersucht. Die Ergebnisse seien bisher nicht eindrucksvoll, so Lorenz, aber die primären Endpunkte wurden erreicht.

Zu den weiteren Therapieansätzen, insbesondere für Patienten mit schwerer Organbeteiligung, zählen Proteasomen-Inhibitoren wie Bortezomib. Lorenz: „Ich bin davon überzeugt.“

Quelle

  • DGIM, Sitzung „Was ist neu in 2018?“, Mannheim, 14.04.2018, Prof. Dr. Hanns-Martin Lorenz, Heidelberg: „Systemischer Lupus erythematodes – Gibt es neue Therapieoptionen?“