Wearables haben in der Rheumatologie Potenzial

Smartwatches und Fitnesstracker, sogenannte Wearables, werden im Privatbereich millionenfach genutzt. Sie erfassen Gesundheitsdaten wie Puls, Schrittzahl, Blutdruck oder Schlafqualität. Mit zunehmender Digitalisierung der Medizin gewinnen Wearables auch in der Prävention und beim Patientenmanagement an Bedeutung. In der Rheumatologie zeigen erste Studien das Potenzial der Geräte in Bezug auf neue Möglichkeiten der Vorsorge, dem Krankheitsmonitoring und der Behandlung. Zwei Hamburger Rheumatologen haben in einer Übersichtsarbeit die aktuelle Datenlage zum Einsatz solcher Geräte vorgestellt.

Höhere Aktivität durch Wearables

Wearables erfassen nicht nur die körperliche Aktivität, sie scheinen sie auch zu steigern. In einer Metaanalyse bei 1.588 Patienten mit Gelenkerkrankungen führte allein das Tragen von Aktivitätstrackern über zehn Wochen zu einer signifikanten Steigerung der durchschnittlichen täglichen Schrittzahl um 1.520. Zudem war die Dauer körperlicher Aktivität mit moderater bis hoher Intensität um 16 Minuten pro Tag erhöht. Dies kann eine relevante Steigerung sein: So wurde in einer US-Studie in der Bevölkerung eine Steigerung moderater bis intensiver körperlicher Aktivität um 10 Minuten pro Tag mit einer Reduktion der Mortalität um 6,9% pro Jahr assoziiert.

Wearables für Monitoringzwecke geeignet

Umgekehrt zeigen Wearables auch, wie Krankheitsschübe das Aktivitätsniveau negativ beeinflussen. Diese Daten eignen sich für ein Monitoring des Krankheitsverlaufs. In einer klinischen Studie konnte anhand der Aktivitätsdaten von 155 Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA) oder axialer Spondyloarthritis, die mithilfe eines maschinellen Lernprogramms über drei Monate ausgewertet wurden, das Vorliegen akuter Krankheitsschübe bzw. einer stabilen Erkrankung mit einer Sensitivität von 95,7% und einer Spezifität von 96,7% erfasst werden.

Einige Wearables können auch Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern detektieren, die bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, etwa mit RA, gehäuft auftreten. Dies kann die Früherkennung verbessern. „Wearables sind potenziell in der Lage, die diagnostische Lücke zu schließen, die das konventionelle EKG-basierte Screening hinterlässt“, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie in einem Positionspapier.

Auch die Messung der Sauerstoffsättigung und Atemfrequenz kann wichtige diagnostische Hinweise liefern und z. B. auf Lungenerkrankungen wie Lungenfibrose hinweisen. Viele Rheumapatienten, etwa mit systemischer Sklerose, haben ein hohes Risiko für eine Lungenbeteiligung. Informationen zu Schlafphasen könnten die Diagnostik schlafbezogener Atmungsstörungen erleichtern und ermöglichen es auch, den Einfluss therapeutischer Maßnahmen auf die Schlafqualität zu beurteilen.

Weiter Weg bis zum routinemäßigen Einsatz

Noch sei es allerdings ein weiter Weg bis zur routinemäßigen Nutzung von Wearables in der Versorgung von Rheumapatienten, schreiben die Hamburger Rheumatologen. Es seien weitere wissenschaftliche Daten notwendig und noch einige Herausforderungen zu lösen: insbesondere, wie die riesigen Datenmengen sinnvoll verarbeitet werden können und wie größtmögliche Datensicherheit gewährleistet werden kann. Im Einzelfall spreche allerdings nichts dagegen, den Einsatz von Wearables auf Patientenwunsch mit diesen zu besprechen.

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