Ergotherapie: Weniger Schmerzen und nachhaltiger Gelenkschutz

von Silke Jäger, .Health.Care.Texte., www.silke-jaeger.de

Ergotherapie ist als nichtmedikamentöse Behandlungsform bei Rheumatoider Arthritis (RA) etabliert. Doch mit welchen Methoden erreichen ergotherapeutische Interventionen die Hauptziele der Therapie: Schmerzreduktion und nachhaltigen Gelenkschutz?

Standardverfahren 

Zu den Standardverfahren der ergotherapeutischen Behandlung gehören physikalische Anwendungen (Kälte, Wärme), gezielte Übungen, Edukation zum Gelenkschutz und zu Selbstmanagement-Strategien sowie der Erhalt bzw. die Förderung der sozialen Teilhabe. Das Spektrum ist also groß, nicht immer ist jedoch der konkrete Nutzen der Ergotherapie ersichtlich.

Dabei gibt es spezifische ergotherapeutische Konzepte, für die bereits Evidenz erbracht worden ist. Dazu gehört die individuelle, ressourcenorientierte Edukation zum Gelenkschutz.

Standardverfahren individualisieren  

Dieses Konzept basiert auf dem interaktiven, praxisbezogenen und schnell durchzuführenden Assessment PRISM (Pictorial Representation of Illness an Self Measure). Eine Erweiterung (PRISM+Task) ist zusätzlich im Einsatz, mit dem relevante individuelle Ressourcen erhoben und Beziehungen zwischen der Erkrankung und anderen wichtigen Lebensbereichen hergestellt werden, wie zum Beispiel zu Familie und Arbeit. Mithilfe dieser Assessments werden Ressourcen anschaulich in Bezug zum Krankheitsgeschehen gesetzt und individuelle Therapieansätze schnell identifiziert.

Vorteile der Individualisierung 

Im Gegensatz zur konventionellen Gelenkschutzedukation, die auf einem standardisierten Manual fußt, erarbeiten Ergotherapeuten bei der modernen Version zusammen mit den Patienten, welche Belastungen vorliegen, welche Tätigkeiten Schwierigkeiten bereiten, welche Bedürfnisse im Vordergrund stehen und welche Übungsformen bzw. Informationen für die Patienten geeignet sind. Dabei liegt ein Fokus auf der Stärkung von Ressourcen, die nichts mit der Erkrankung zu tun haben.

Dieser ganzheitliche, individuelle Ansatz ermöglicht es den Patienten, aktive Coping-Strategien zu verfolgen und Gelenkschutzmaßnahmen im Alltag nachhaltiger umzusetzen. Denn dafür ist eine zentrale Voraussetzung, dass Patienten Verantwortung im alltäglichen Umgang mit der Krankheit übernehmen.

Methodik 

Um eine nachhaltige Selbstmanagement-Strategie im Hinblick auf Gelenkschutz in der Praxis umzusetzen, werden mindestens vier Therapieeinheiten benötigt. In jeder Einheit werden Ziele für zu Hause vereinbart und Techniken vermittelt, wie die Zielerreichung überprüft werden kann.

Die Ziele basieren auf den Belastungen und Schwierigkeiten, die die Patienten individuell erleben. Wichtig dabei ist, dass die Ziele positiv formuliert werden. Also nicht „Ziel: weniger Schmerzen beim Aufdrehen einer Flasche“, sondern „Ziel: Hilfsmittel und Gelenkschutztechniken so einsetzen, dass das Aufdrehen einer Flasche möglichst schmerzfrei gelingt“.

Mithilfe einer visuellen Analogskala wird das erreichte Selbstvertrauen bei der Durchführung der Aufgaben bzw. Aktivitäten ermittelt. Bei einem Wert kleiner als sieben wird das Thema in der folgenden Therapiestunde aufgegriffen und konkrete Lösungen besprochen.

Therapieerfolge 

Sowohl beim Einsatz der Standardverfahren als auch bei der individuellen, ressourcenorientierten Edukation können signifikante Verbesserungen im gelenkschutzrelevanten Verhalten und bei Schmerzen im Vergleich zu den erhobenen Ausgangswerten festgestellt werden. Allerdings konnte in einer Studie gezeigt werden, dass Patienten das Gelernte auch noch nach drei Monaten beibehielten, während die nach Standardverfahren geschulten Teilnehmer dies immer weniger taten. Erfolgsrelevant beim individuellen, ressourcenorientierten ergotherapeutischen Interventionsprogramm scheinen dabei die Stärkung der Selbstwirksamkeit und der Kommunikationsfähigkeit zu sein.

Quelle

  • Niedermann K, de Bie RA, Kubli R et al. Effectiveness of individual resource-oriented joint protection education in people with rheumatoid arthritis. A randomized controlled trial. Patient Educ Couns 2011; 82(1): 42-48