Erste Daten zu Risikofaktoren für schwere COVID19-Verläufe bei Rheumapatienten

Sind Rheumapatienten bei einer SARS-CoV-2-Infektion besonderen Risiken ausgesetzt? Welchen Einfluss hat die Rheumamedikation? Eine erste wissenschaftliche Auswertung von Daten des Online-Registers covid19-rheuma.de liefert zu diesen Fragen neue Erkenntnisse.

Insgesamt liegen Daten zu 468 Patienten mit PCR-gesicherter SARS-CoV-2-Infektion vor, die vom 30.03.2020 bis zum 01.11.2020 im Register erfasst wurden. 309 Patienten waren weiblich, das Lebensalter betrug im Median 57 Jahre. Häufigste Diagnosen waren Rheumatoide Arthritis (RA, 48 %), Psoriasis-Arthritis (PsA, 14 %) und axiale Spondyloarthritis (axSpA, 12 %).

136 Patienten mussten hospitalisiert werden, 26 benötigten eine Beatmung. Ein unabhängiger Risikofaktor für einen schweren COVID-19-Verlauf war – wie in der Allgemeinbevölkerung – vor allem das Alter: Über 65-Jährige hatten ein 2,2-mal, über 75-Jährige sogar ein fast 4-mal so hohes Hospitalisierungsrisiko wie jüngere Patienten. Auch Art und Anzahl der zusätzlichen Begleiterkrankungen beeinflussten den Verlauf der Erkrankung deutlich. „Besonders häufig waren Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronischen Nierenerkrankungen oder Lungenerkrankungen wie einer interstitionellen Lungenerkrankung (ILD) oder COPD von einem schweren Krankheitsverlauf betroffen“, so die Studienautoren. Rheumapatienten mit zusätzlicher Asthma-Erkrankung hatten kein erhöhtes Hospitalisierungsrisiko. Bei Patienten, die täglich mehr als 5 mg Glukokortikoide einnahmen, war das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf um das 3,7-Fache erhöht. Bei Patienten, deren aktuelle Krankheitsaktivität als moderat bis hoch eingeschätzt worden war, war das Hospitalisierungsrisiko fast doppelt so hoch wie bei Patienten mit niedriger Rheumaaktivität.

„Der Zusammenhang zwischen einer erhöhten entzündlich-rheumatischen Krankheitsaktivität und einem schweren COVID-19-Verlauf ist hier zum ersten Mal dokumentiert“, so Professor Dr. Christof Specker aus Essen in einer Pressemitteilung der DGRh. Es lasse sich aus den Registerdaten die dringende Empfehlung ableiten, während der Pandemie auf eine möglichst gute medikamentöse Kontrolle der rheumatischen Grunderkrankung zu achten. Wo immer möglich, solle auf die dauerhafte Gabe höher dosierter Glukokortikoide verzichtet werden.

Quellen

  • Hasseli R, Mueller-Ladner U, Hoyer BF, et al. Older age, comorbidity, glucocorticoid use and disease activity are risk factors for COVID-19 hospitalisation in patients with inflammatory rheumatic and musculoskeletal diseases. RMD Open 2021;7:e001464. doi.org/10.1136/rmdopen-2020-001464
  • Pressemitteilung der DGRh vom 21.01.2021, online unter iww.de/s4650