Gelenkbeschwerden – häufige Nebenwirkungen von Checkpoint-Inhibitoren

Die Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren zählt zu den großen Fortschritten in der Krebstherapie. Die körpereigene Immunabwehr wird verstärkt und T-Zellen können effizienter Krebszellen attackieren. Jedoch werden dabei genau diese Zellen aktiviert, die an der Entstehung der rheumatoiden Arthritis (RA) und anderer Autoimmunerkrankungen beteiligt sind. Die Folge ist: Krebspatienten unter Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren entwickeln häufig Gelenkbeschwerden und benötigen immer öfter eine rheumatologische Behandlung. Was dabei zu beachten ist, diskutierten Experten der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e. V. (DGRh) bei ihrer Jahrestagung in Dresden.

Registerdaten

Laut Daten des Heidelberger MalheuR-Register entwickeln 10 bis 20 Prozent der Krebspatienten unter Checkpoint-Inhibitoren (in Deutschland zugelassen Ipilimumab, Nivolumab, Pembrolizumab, Atezolizumab, Durvalumab und Avelumab) muskuloskelettale Beschwerden, berichtete Dr. Karolina Benesova aus Heidelberg (1). Außerdem können weitere „immun-related“ entzündliche Nebenwirkungen an Haut (Exanthem 14 bis 20 Prozent), Schilddrüse (10 Prozent Thyreoditis) oder in selteneren Fällen auch am Darm (Enterocilitis) oder an anderen inneren Organen (Pankreatitis, Hepatitis, Pneumonitis) auftreten.

Unter CTLA4-Inhibitoren seien Gelenkbeschwerden i. d. R. etwas milder als unter PD-L1-Inhibitoren, berichtete Benesova, andere immunbezogene Nebenwirkungen hingegen tendenziell häufiger und schwerwiegender.

Immunnebenwirkungen

Behandelt werden mit der Immuntherapie zunehmend mehr Krebspatienten, u. a. mit Malignem Melanom und Lungenkrebs. Da die Antikrebswirkung der Checkpoint-Inhibitoren von der Aktivierung der T-Zellen abhängt, sind auch die Immunnebenwirkungen umso stärker, je besser die Medikamente wirken. „Etwa zwei Drittel der Patienten, bei denen sich der Tumor teilweise oder ganz zurückbildet, leiden unter den Immunnebenwirkungen“, so Professor Dr. Hendrik Schulze-Koops, Präsident der DGRh und Leiter der Rheumaeinheit des Klinikums der LMU München, in einer Pressemitteilung der Fachgesellschaft (2).

Starke Gelenkbeschwerden oder andere Autoimmunphänomene seien deshalb im Prinzip ein gutes Zeichen für die Patienten. „Entscheidend ist, dass im Rahmen einer Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren rechtzeitig ein Rheumatologe hinzugezogen wird, sobald es zu entsprechenden Symptomen kommt“, so Schulze-Koops. Umgehend behandelt können Langzeitfolgen der modernen Krebstherapie so gut verhindert werden. Krebsspezialisten und Rheumatologen sollten in der Therapie dieser Patienten eng zusammenarbeiten.

Bei Gelenkbeschwerden dieser Patienten kommen die gleichen Medikamente wie bei Rheumapatienten zum Einsatz. Schwere Schübe werden mit Kortison abgefangen, danach erhalten die Patienten i. d. R. Methotrexat. Bei leichten Beschwerden kann nach Angaben von Benesova auch zunächst eine Monotherapie mit NSAR versucht werden.

Quellen

  • 1) 47. Kongress der DGRh, Dresden, 04.–07.09.2019, Sitzung „Registerdaten“, Dr. Karolina Benesova, Heidelberg
  • 2) Pressemitteilung der DGRh vom 11.09.2019