Immer weniger radiologische Progressionen bei RA-Patienten

Dank zunehmend besserer Versorgung von Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA) und neuer Therapieoptionen werden radiologische Progressionen der Erkrankung immer seltener beobachtet. Aber bei einigen Patienten kommt es trotz effizienter Therapie zu einer stetigen Zunahme struktureller Schäden.

Deutlicher Rückgang radiologischer Progressionen in den letzten Jahren

Eine frühzeitige Remission ist bei RA-Patienten kein Garant dafür, eine radiologische Progression zu verhindern, betonte Prof. Dr. Désirée van der Heijde aus Leiden in den Niederlanden. Trotzdem hat die Treat-to-Target (T2T)-Strategie, mit dem Ziel einer frühzeitigen Remission, zum deutlichen Rückgang radiologischer Progressionen bei RA-Patienten in den vergangenen 20 Jahren beigetragen.

Als weitere Gründe für die positive Entwicklung nannte die Rheumatologin

  • die schnellere Überweisung der Patienten zu Fachärzten,
  • den i. d. R. frühen Behandlungsbeginn mit krankheitsmodifizierenden Antirheumatika sowie
  • die Verfügbarkeit moderner Biologika und gezielter oraler Therapien.

Aktuelle Daten aus der BIODAM-Studie

Nach aktuellen Daten aus der BIODAM-Studie zur T2T-Strategie in der klinischen Praxis mit insgesamt 442 Patienten beträgt die radiologische Progression heute nur noch im Mittel 1,2 Units pro Jahr, beurteilt mit dem Sharp-van-der-Heijde-Score. Bei 38 Prozent der Behandelten wurde eine sehr geringe Zunahme radiologischer Schäden beobachtet (> 0,5 Units pro Jahr), nur bei 5 Prozent eine Zunahme des Scores > 5 Units pro Jahr, was laut van der Heijde klinisch sehr relevant sei. Eine radiologische Progression in dieser Größenordnung korreliert mit einer stetigen Zunahme des HAQ-Scores, d. h. einer Abnahme der Funktionalität der Patienten.

Zudem wurde eine Zunahme des Sharp-van-der-Heijde-Scores um 10 Units mit einem erhöhten Risiko für Erwerbslosigkeit assoziiert.

Noch in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts betrug die radiologische Progression im Schnitt 7 Units pro Jahr, berichtete van der Heijde. Üblicherweise werden stukturelle Schäden durch Röntgenaufnahmen der Hände und Füße erfasst. Dadurch könne i. d. R. der Gesamtschaden an allen Gelenken gut beurteilt werden, so die Rheumatologin.

Insgesamt konnte die radiologische Progression bei RA-Patienten deutlich verringert werden, resümierte van der Heijde. Diese Gesamtentwicklung dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine radiologische Progression für den individuellen Patienten immer noch eine hohe Belastung darstellen könne.

Entwicklung bei Patienten mit axSpA

Ähnlich wie bei RA-Patienten ist die Entwicklung bei Patienten mit axialer Spondyloarthritis (axSpA). Strukturelle Schäden an der Wirbelsäule (Sakroiliitis) seien insgesamt seltener geworden, aber individuell könne die Progressionsrate erheblich variieren, berichtete Prof. Dr. Denis Poddubnyy von der Charité in Berlin. Im Mittel steigt der mSASSS (modified Stoke Ankylosing Spondylitis Spinal Score) laut neueren Studien um ein bis zwei Punkte alle zwei Jahre. Risikofaktoren für eine schnellere Progression sind männliches Geschlecht, Syndesmophyten und HLA-B27-Antikörper. Strukturelle Schäden an der Wirbelsäule werden bei axSpA-Patienten nach Angaben von Poddubnyy i. d. R. durch eine neue Knochenbildung (Bildung von Syndesmophyten) in Regionen mit hoher Entzündungsaktivität ausgelöst.

Quellen

  • EULAR, 13.06.2019, Madrid, van der Heijde, D. Abstract SP0079; Poddubnyy, D. Abstract SP0080