Mit Fibroblastenwachstumsfaktor gegen Arthrose

Die Jahrestagung des American College of Rheumatology (ACR) in den USA zählt zu den Highlights in der rheumotologischen Fortbildung und bietet neben Standards auch Überraschungen. Beispiele vom ACR 2017 in San Diego (1): ein Fibroblastenwachstumsfaktor gegen Arthrose, BMI-abhängige Grenzwerte für das C-reaktive Protein (CRP) und die Schlafdauer als Risikofaktor für Lupus.

Als größte Überraschung vom ACR 2017 nannte Prof. Dr. Torsten Witte von der Medizinischen Hochschule Hannover bei einer Fortbildungsveranstaltung in Hannover im Anschluss an den US-Kongress (2) den Erfolg versprechenden Ansatz, durch intraartikuläre (i.a.) Injektionen von rekombinant hergestelltem humanem Fibroblastenwachstumsfaktor (Sprifermin) die Knorpeldicke von Arthrose-Patienten erhöhen zu können. Erste Daten einer Placebo-kontrollierten Phase-II-Studie in den USA weisen darauf hin. Durch dreiwöchentliche Injektionen von Sprifermin konnte die Knorpeldicke der Studienteilnehmer nach bisher zwei Jahren erhöht werden (Hochberg MC et al., Abstract 1L).

Sehr praxisrelevant sind gewichtsabhängige Grenzwerte für CRP. „Übergewichtige produzieren mehr Interleukin-6 und haben deshalb höhere CRP-Werte als Normalgewichtige“, sagte Witte. Die bereits häufig diskutierte Frage ist daher, ob bei Messungen des CRP auch der BMI der Patienten berücksichtigt werden sollte? Neue Daten aus der US-amerikanischen NHANES-Studie mit rund 37.000 Teilnehmern legen dies nahe. Die durchschnittlichen CRP-Werte nahmen mit dem BMI der Untersuchten stetig zu. Bis zu einem BMI < 25 war dieser Effekt weitgehend vernachlässigbar, die Werte lagen i.d.R. immer noch im Normbereich (je nach Messgerät bis zu 5 bis 10 mg/dl). Bei Personen mit einem BMI ≥ 25 lagen die CRP-Messwerte allerdings immer häufiger über dem Normbereich (Kim T et al., Abstract 1954). Extrapoliert lag die obere Referenzgrenze bei Männern mit einem BMI von 25 bei 20 mg/dl und bei Frauen bei 12,5 mg/dl. In der Praxis sollte dies berücksichtigt werden. Witte riet dazu, bei übergewichtigen Personen mit leicht erhöhten CRP-Werten ohne weitere Hinweise für eine Erkrankung zunächst nichts zu unternehmen.

Witte wies auch auf neue Erkenntnisse zum möglichen Zusammenhang zwischen der Schlafdauer und dem Risiko für systemischen Lupus erythematodes (SLE) hin. In einer US-Studie bei 436 gesunden Verwandten von SLE-Patienten war eine Schlafdauer < 7 Stunden mit einem fast dreifach erhöhten Risiko verbunden, dass diese Personen ebenfalls an SLE erkrankten (Young KA et al., Abstract 1644).

Quellen

  • (1) Jahrestagung ACR 2017, 03.-08.11.2017, San Diego
  • (2) Novartis-Pressegespräch „ACR American College of Rheumatology 2017“, 16.11.2017, Hannover