Modifikation von Übergewicht – entscheidender Faktor in der Gichtprävention

Gicht ist die häufigste entzündliche Arthritis in den westlichen Industrienationen. Sie ließe sich durch einen gesunden Lebensstil zu großen Teilen vermeiden. Das hat eine große US-Studie bei knapp 45.000 Männern in mittleren Jahren und einem Beobachtungszeitraum von 26 Jahren bestätigt. Kein Übergewicht, gesunde Ernährung, Verzicht auf Alkohol und keine Einnahme von Diuretika sind den Daten zufolge die vier entscheidenden Faktoren in der Gichtprävention, wobei dem Body-Mass-Index (BMI) die Schlüsselrolle zufällt. Bei adipösen Studienteilnehmern war deren Adipositas maßgebend für das hohe Gichtrisiko. Andere Risikofaktoren hatten bei adipösen Probanden kaum einen Einfluss.

Datenbasis und Methoden

Ausgewertet wurden Daten von 44.654 Teilnehmern der Health Professionals Follow-up Study in den USA, die bei Studienbeginn im Mittel 54 Jahre alt waren und noch nicht von Gicht betroffen waren. Die Probanden wurden alle zwei Jahre zu ihrem Gesundheitszustand befragt.

Ergebnisse und Risikofaktoren

Während des Beobachtungszeitraums von 26 Jahren entwickelten nach eigenen Angaben 1.741 Patienten (3,9 %) eine Gicht mit schmerzhaften Schüben. 77 % aller Gichterkrankungen konnten mit vier Risikofaktoren assoziiert werden: BMI ≥ 25, regelmäßiger Alkoholkonsum, Einnahme von Diuretika und ungesunde Ernährung (beurteilt nach den Kriterien der DASH-Diät).

 

Als wichtigster Risikofaktor wurde Übergewicht identifiziert. 31 % aller Fälle konnten darauf zurückgeführt werden. Im Vergleich zu Männern mit einem BMI < 23,0 hatten Studienteilnehmer mit einem BMI von 25,0–29,9 ein 1,9-fach erhöhtes Erkrankungsrisiko; bei Adipösen (BMI ≥ 30,0) war das Risiko etwa um das 2,7-Fache erhöht. Das Gichtrisiko erhöhte sich weiter, wenn mehrere Risikofaktoren vorlagen.

 

Alkoholkonsum erhöhte das Gichtrisiko dosisabhängig. Personen mit einem Alkoholkonsum von 5,0 g bis 9,9 g täglich hatten im Vergleich zu Abstinenten ein um 20 % erhöhtes Risiko, bei einem Konsum von 10,0–29,9 g täglich war das Gichtrisiko um 57 % erhöht und bei einem Konsum ≥ 30,0 g täglich mehr als verdoppelt.

 

Die Einnahme von Diuretika wog genauso schwer wie ein hoher Alkoholkonsum: Das Gichtrisiko war um das 2,1-Fache erhöht.

 

Auch die Ernährung hatte großen Einfluss auf das Erkrankungsrisiko. Männer, die viel Obst, Gemüse, gesunde Proteine und fettarme Milchprodukte aßen und auf einen übermäßigen Konsum von rotem Fleisch und fruktosehaltigen Nahrungsmitteln verzichteten, hatten ein um 26 % geringeres Erkrankungsrisiko als Männer, die sich weniger an die DASH-Diät-Empfehlungen hielten.

BMI dominiert als Risikofaktor

Die Studiendaten zeigen für normal- und übergewichtige Personen bis zu einem BMI von 29,9 ein hohes Präventionspotenzial. Schätzungen zufolge könnten durch Kombination von gesunder Ernährung (ähnlich den Kriterien der DASH-Diät), Verzicht auf Alkohol und Vermeiden von Diuretika bei normalgewichtigen Männern 69 % aller Gichtneuerkrankungen verhindert werden. In der Gruppe der übergewichtigen Männer (BMI 25,0 bis 29,9) könnten 59 % aller Fälle verhindert werden. Ganz anders ist die Situation den Daten zufolge allerdings bei adipösen Männern. Durch die alleinige Beeinflussung anderer Risikofaktoren, außer dem Körpergewicht, konnte bei ihnen das Gichtrisiko nur numerisch und nicht signifikant verringert werden.

Merke

Durch einen gesunden Lebensstil und Vermeiden einer Diuretikaeinnahme könnten laut der großen prospektiven Kohortenstudie in den USA rund drei Viertel aller Gichtneuerkrankungen bei Männern verhindert werden. Von größter Bedeutung für das Gichtrisiko ist der BMI. Männer mit Adipositas profitieren kaum von anderen Maßnahmen, solange das Körpergewicht nicht verringert wird.

 

Quelle

  • McCormick N et al., Estimation of Primary Prevention of Gout in Men Through Modification of Obesity and Other Key Lifestyle Factors. JAMA Network Open 2020; 3 (11): e2027421. doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2020.27421