Telemedizin in der Rheumatologie im Aufschwung

Durch die COVID-19-Pandemie ist die adäquate Versorgung chronisch kranker Menschen wie Rheumapatienten schwieriger geworden. Da persönliche Kontakte auf ein Minimum beschränkt werden sollen, schieben Patienten häufig auch wichtige Kontrolltermine auf. Könnten digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) wie medizinische Apps, elektronische Tagebücher oder Videosprechstunden diese Lücken schließen? Eine aktuelle Umfrage unter Rheumapatienten und Rheumatologen zeigt, dass während der COVID-19-Pandemie die Bereitschaft zur Nutzung telemedizinischer Angebote gestiegen ist.

An der Online-Befragung im September und Oktober 2020 beteiligten sich 299 Rheumapatienten und 129 Rheumatologen aus Deutschland. Die Patienten waren im Mittel 49 Jahre alt, rund 80 % waren Frauen. Etwa 45 % hatten eine rheumatoide Arthritis, 12 % Psoriasis-Arthritis, 13,7 % Spondylarthritis und 10 % eine systemische Sklerose. Unter den befragten Ärzten waren die Geschlechter fast gleich verteilt, drei Viertel arbeiteten in einer Klinik, ein Viertel war niedergelassen.

Rund drei Viertel sowohl der Ärzte als auch der Rheumatologen waren der Ansicht, dass DiGAs beim Management rheumatologischer und muskuloskelettaler Erkrankungen hilfreich sein können und 90 % aller Patienten fühlten sich in der Lage, digitale Gesundheitslösungen zu nutzen. 38 % der Patienten und 71 % der Rheumatologen gaben an, dass sich ihre Einstellung gegenüber der Telemedizin aufgrund der Coronapandemie positiv verändert habe und 29 % bzw. 48 %, dass ihre Nutzung digitaler Gesundheitsangebote zugenommen habe.

Zum Zeitpunkt der Befragung nutzten die Patienten vor allem informative DiGAs und sog. Symptom-Checker. Viele planten aber, künftig auch vermehrt andere Angebote wie digitale Fragebögen oder Tagebücher und Videosprechstunden in Anspruch zu nehmen. Beim Videokontakt zum Arzt wurde Wert darauf gelegt, dass dieser direkt und ohne Zeitverzögerung stattfinde. Jeweils über 80 % der Patienten und Ärzte stimmten zu, bei stabil eingestellter Erkrankung virtuelle Sprechstunden zur Verlaufskontrolle nutzen zu wollen. Als größter Vorteil wurde die Unabhängigkeit von Zeit und Ort genannt.

Als Haupthindernis für die Nutzung digitaler Gesundheitslösungen nannten 58,5 % der Patienten und 41,9 % der Ärzte mangelnde Informationen über geeignete und verfügbare Tools. 42,1 % der Patienten beklagten mangelnde Nutzerfreundlichkeit von DiGAs und 23,2 % der Ärzte den Mangel an Evidenzen für einen klinischen Nutzen in der Praxis. Nur eine Minderheit der Befragten (< 10 % in beiden Gruppen) war der Ansicht, dass digitale Gesundheitslösungen das Arzt-Patienten-Verhältnis negativ beeinflussen würden.

Fazit

Die Coronapandemie hat das Interesse an DiGAs in der Rheumatologie seitens Patienten und Ärzten erhöht. Jetzt sei es notwendig, die Telemedizin in der Rheumatologie durch Leitlinien zu implementieren und klinische Studien auf den Weg zu bringen, die den Nutzen von DiGAs belegen, so die Autoren der Studie.

 

Quelle

  • Kernder A, Morf H, Klemm P, et al. Digital rheumatology in the era of COVID-19: results of a national patient and physician survey. RMD Open 2021; 7:e001548. doi.org/10.1136/rmdopen-2020-001548