Im Gesamtkonzept der Behandlung bei entzündlichen Arthritiden – wie Rheumatoide Arthritis, Psoriasis-Arthritis und Spondylitis ankylans – ist die Fähigkeit der Patient*innen zum Selbstmanagement von Symptomen und dem Umgang mit psychosozialen Folgen ein wichtiger Aspekt. Bei der praktischen Umsetzung gibt es aber Nachholbedarf. Entsprechende Handlungsstrategien sind komplex und es ist nicht einfach, die Patient*innen dazu zu motivieren. Die European League Against Rheumatism (EULAR) hat jetzt Empfehlungen veröffentlicht, die zur besseren Implementierung von Selbstmanagement-Strategien beitragen sollen.

Drei Behandlungsprinzipien

Eine multidisziplinäre Taskforce der EULAR hat drei übergeordnete Behandlungsprinzipien und neun konkrete Empfehlungen formuliert, die einen Patient*innen-zentrierten Ansatz im Management entzündlicher Arthritiden fördern und zur besseren Umsetzung des Selbstmanagements beitragen sollen. Das Ziel des Konzepts sei es, die Unabhängigkeit der Patient*innen zu fördern, betont die EULAR-Taskforce: Einerseits durch Aufklärung über die Erkrankung, andererseits durch Vermittlung von Fähigkeiten, mit praktischen, körperlichen und psychologischen Aspekten der Erkrankung besser umzugehen.

Um diese Ziele zu erreichen, müssten ärztliches Personal, Patient*innenorganisationen und Patient*innen eng zusammenarbeiten. In den drei übergeordneten Behandlungsstrategien werden die Bedeutung der gemeinsamen Entscheidungsfindung von Ärztin bzw. Arzt und Patient*in für die Umsetzung des Selbstmanagements und das persönliche Vertrauen in Bewältigungsstrategien hervorgehoben. Patientenorganisationen sollten unterstützend wirken, Ressourcen zur Verfügung stellen und als Vermittler agieren.

Neun Empfehlungen

Die neun Empfehlungen basieren nach Angaben der Taskforce auf wissenschaftlicher Evidenz und Expert*innenmeinungen:

• 1. Medizinisches Fachpersonal sollte Patient*innen mit entzündlichen Arthritiden dazu ermutigen, innerhalb des Behandlungsteams eine aktive Rolle einzunehmen. Die Patient*innen sollten über alle Gruppierungen aufgeklärt werden, die zu einer bestmöglichen Versorgung beitragen können (u. a. Ärzt*innen, Physio-/Ergotherapeut*innen, Selbsthilfegruppen).

• 2. Die Patient*innenaufklärung sollte der Startpunkt jeder Selbstmanagement-Strategie sein und sollte alle empfohlenen Maßnahmen unterstützen.

• 3. Maßnahmen der Selbstintervention einschließlich Problemlösung und Ziel-setzung sowie, sofern individuell relevant, kognitive Verhaltenstherapie sollten zur klinischen Routine gehören, um Patient*innen zu unterstützen.

• 4. Medizinisches Fachpersonal sollte die Patient*innen zum Zeitpunkt der Diagnose wie auch im Krankheitsverlauf regelmäßig zu körperlicher Aktivität ermutigen.

• 5. Empfehlungen zu Lebensstiländerungen, die zum besseren Management häufiger Komorbiditäten beitragen können, sollten den Patient*innen gegeben werden. Die Patient*innen sollten regelmäßig zu einem gesünderen Lebensstil ermutigt werden.

• 6. Durch Besserung des emotionalen Wohlbefindens könne auch das Selbstmanagement der Patient*innen verbessert werden, schreibt die Expertengruppe. Deshalb sollte die mentale Gesundheit der Patient*innen periodisch überprüft und bei Bedarf mit geeigneten Interventionen begonnen werden.

• 7. Medizinisches Fachpersonal sollte mit den Patient*innen auch über ihre Situation am Arbeitsplatz diskutieren und ihnen Möglichkeiten zur Unterstützung aufzeigen.

• 8. Digitale Gesundheitsanwendungen, insbesondere Apps für das Smartphone, können die Patient*innen beim Selbstmanagement unterstützen. Diese neuen Technologien sollten bei geeigneten Patient*innen in das Behandlungskonzept einbezogen werden.

• 9. Medizinisches Fachpersonal sollte sich mit allen verfügbaren Ressourcen vertraut machen, die zur Optimierung des Selbstmanagements beitragen können.

Die Taskforce hofft, so zu einer aktiveren Patient*innenrolle und einem besseren Outcome von Patient*innen mit entzündlichen Arthritiden beizutragen.

Quelle

• Nikiphorou E, Santos EJF, Marques A, et al. 2021 EULAR recommendations for the implementation of self-management strategies in patients with inflammatory arthritis. Ann Rheum Dis 2021; 80: 1278–1285; Abstract unter iww.de/s6381